In Boliviens östlichem Tiefland

Im Tiefland Boliviens

 

Nach einer Woche in Boliviens Tiefland können wir eine positive Bilanz ziehen: Sehr freundliche Menschen, günstige Preise, überraschend schöne Landschaften. Nervig sind jedoch die häufigen Polizeikontrollen, wo wir Ausländer als Melkkühe behandelt werden …

Der Grenzübertritt nach Bolivien verlief ganz anders als wir uns das vorgestellt hatten: Die brasilianischen Grenzer befanden sich im Streik – also nix mit Bolivien und zurück nach Brasilien, wo wir beim Flugplatz angenehm übernachten konnten, die Security hat brav auf uns aufgepasst.

 

Am nächsten Tag durften wir jedoch durch und die nächste Überraschung stellte sich ein: Statt einer grauenhaften Urwaldpiste durften wir auf der neuen Autobahn angenehm dahinschweben (abgesehen von 40 km alter, harter Piste über die Berge). Die Gegend hier im Tiefland heißt Chiquitane, hat aber nichts mit den Bananen zu tun, sondern mit dem indigenen Volk der Chiquitanas. Sie ist berühmt für die ehemaligen Jesuitenmissionen, die alle hervorragend rekonstruiert sind. Auch findet in der Gegend ein jährliches Klassik-Musik-Festival statt, das wir aber um 1 Monat versäumt haben. Da spielen talentierte Indios Mozart und andere alte Meister. Gelernt haben sie dies ursprünglich von einem Jesuiten-Pater, der ein paar Instrumente mit in den Busch brachte.

 

Auch leben hier die Mennoniten, deutschsprachige Auswanderer , die in sehr abgeschiedenen „Kolonien“ ihre alten Traditionen fortführen: Es gibt keine motorisierten Fahrzeuge außer Traktoren, gearbeitet wird von früh bis spät – eben ora et labora. Man erkennt sie sofort an der Kleidung: Männer Tragen Latzhosen mit weißen Strohhüten und Frauen tragen Kleider, die irgendwie an Dirndln erinnern, und natürlich auch weitkrempige Strohhüte. Unsere Kontaktversuche verliefen wenig erfolgreich (Michael wollte ja unbedingt guten Käse kaufen): Wir fuhren in ein Dorf (die Gehöfte sehen übrigens sehr schmuck aus) und fanden eine Frau mit Kindern bei Kühe melken am Feld. Ehe wir diese ansprechen konnten war sie im Haus verschwunden und die Kinder rannten ebenso davon, also ob der Teufel vor der Türe stand. Ratlos standen wir am Platz und mussten nach ein paar „Hallo“ wieder abziehen. Schade, wir wollten doch nur in Geschäft mit ihnen kommen.

Später erfuhren wir, dass für das Geschäftliche die Männer zuständig sind und der war offensichtlich nicht zu Hause. Na ja – irgendwas kam uns da sehr eigenartig vor (besonders wenn wir die Gesichter dieser Menschen betrachteten...)

 

Viele Gerüchte hatten wir über den Bann des Treibstoffverkaufs für Ausländer gehört: Die Tankstellen dürfen gar keinen oder nur zum dreifachen Preis verkaufen. Als wir es bei der ersten Tankstelle probierten, wurde die Sache sehr pragmatisch gehandelt: Wir wurden als Einheimische behandelt und der Tankwart konnte einen netten Aufschlag einstreichen. So waren wir beide zufrieden: Bei einem Literpreis von ca. 60c kann man sich wirklich nicht beschweren.

 

Die Übernachtung gestaltete sich bisher recht einfach: Meist steht man bei einem Ressort und zahlt einen speziellen günstigen Motorhome-Stellplatz-Preis oder es wird einem der Preis für ein Zimmer verrechnet. Dann hat man auch sein privates Bad dabei.

 

Highlight war bisher die Dschungeltour in den Nationalpark Amboro. Wir waren 3 Geländefahrzeuge und mieteten uns einen Guide. Über eine abenteuerliche Route mit einigen Flussdurchquerungen sind wir in ein Basecamp der Nationalparkverwaltung gelangt. Leider mussten wir feststellen, dass dem Nationalpark von den lokalen Indios arg zugesetzt wird. Die Grenze wurde schon um zig Kilometer verschoben, praktisch das ganze Flachland wird jetzt landwirtschaftlich genutzt (auch für den Drogenanbau). Erst als sich das Bergland erhob konnten wir den ursprünglichen Bewuchs feststellen. Auf zwei anstrengenden Wanderungen gab es natürliche Pools und Wasserfälle zu bewundern. Bei den Tieren war allerdings eher Fehlanzeige. Wir vermuten, dass vieles gejagt wird.

In der Nacht mussten wir dann vor den Nachtfaltern in die Fahrzeuge fliehen, weil diese die unangenehme Eigenschaft besitzen, ihre Eier in infizierte Moskitostiche zu legen …

Alles in allem war es sehr anstrengend aber danach verfielen wir in eine Art Euphorie ob des geschafften Abenteuers und gönnten uns ein Camp bei einem sehr netten Ressort, wo wir einen sehr netten Abend in aufgekratzter Stimmung verbrachten. Morgen werden sich unsere Wege trennen: Beinahe 3 Wochen waren wir jetzt mit dem französischen Paar unterwegs und auch mit dem Deutsch-Kanadischen Paar ist es jetzt schon eine Woche.

 

Hasta luego amigos von den zwei gesund und munteren Estranjeros!

 

Ein paar Bilder von der ersten Woche in Bolivien

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