Cochabamba, La Paz und erste Probleme (Zeitraum: 2. – 13.Oktober 2012)

Auf unserem Weg ins Altipiano (Hochland von Bolivien, Peru und Chile) machten wir für eine Übernachtung einen kurzen Ausflug ins Amazonasbecken nach Villa Tunari. Dort „genossen“ wir unsere bis dahin heißeste Nacht. Der Garten des Campgrounds war mit tropischen Blumen, Büschen und Bäumen bewachsen und viele Vögel erfreuten uns mit ihren exotischen Geräuschen. Wir nahmen am nächsten Morgen Abschied von den Tropen und es ging Richtung Hochland.

 

Natürlich hat es in der Nacht auch einen Tropenregen gegeben! Es galt einen 3700 Meter hohen Pass zu erklimmen. Das war ganz schön aufregend für uns. Die Straße schraubt sich immer steiler und höher den Berg hinan. Es waren viele Laster -wie immer - aber das Überholen ging ganz gut. Die Wolken wurden immer dichter, wir konnten keine Gipfel mehr erkennen und dann begann es auch noch zu regnen. Als wir endlich den Pass erklommen hatten lichteten sich langsam die Wolken und nach einer starken Kurve wurden wir mit einer grandiosen Fernsicht belohnt. Die Luft war plötzlich sauber und klar und die Gipfel und Täler um uns herum zum Greifen nah. Es war erhebend. Wir hatten aber keine Zeit für Sentimitalitäten, es lagen noch etliche Kilometer und anstrengendes Fahren vor uns.

Nach ca. 4 Stunden erreichten wir Chochabamba unser nächstes Ziel. Cochabamba liegt auf 2570 metern und hier war geplant uns erst einmal an das Höhenklima anzupassen. Was dann aber kam war ganz und gar nicht geplant:

Michael parkte den Bremi bei dem Stellplatz eines Hotels ein. Zwei- dreimal kurz reversieren um ein ganz gerades und ebenes Plätzchen für unser Rolling Home zu finden und da machte es „knacks“. Was war das? Die Lenkung ging plötzlich ganz anders! Michael steigt schnell aus und sieht auch schon die Bescherung. Ein Hydraulikschlauch war gerissen und das Hydrauliköl spritzte nur so heraus. Ok. Motorabstellen, das gemütliche Plätzchen ist genau hier und jetzt!

 

Der Hydraulikschlauch der Winde war gerissen. Beim Bremi sind aber alle Hydraulikschläuche auch jener der Lenkung miteinander verbunden und wir konnten keinen Meter weit fahren. Unser Mecanico Miguel (Michael) hat sich in einer schlaflosen Nacht (war es nun die Höhenanpassung oder die Sorge wie es mit dem Bremi weitergeht…)verschiedene Lösungen überlegt. In der Früh haben wir vom Hotel aus mit dem Bremi-Fachmann in Österreich telefonieren können und Michaels Lösungen bestätigt bekommen und noch ein paar gute Tipps drauf. Er wollte uns erst zu einem Landmaschinenhändler schicken, hat aber gleich darauf gemeint: “Ach, die wird´s da unten ja nicht geben, die haben ja nur Lamas!“

Wir sind gleich nach dem Frühstück mit dem von Miguel ausgebauten Teil mit einem Taxi in die Stadt gefahren um eine Werkstatt zu finden, die es reparieren konnte. Die Suche nach einer passenden Werkstatt hat gar nicht so lange gedauert und die Reparatur auch nicht länger als 20 Minuten. Nachdem das alles wie am Schnürchen gelaufen war, entspannten wir uns wieder und beschlossen das Taxi noch länger in Anspruch zu nehmen.

 

Wir ließen uns zu den schönen Plätzen und Gebäuden der Stadt kutschieren und stellten fest, dass Cochabamba eine entzückende Altstadt hat. Die Plätze waren wunderbar angelegt und bepflanzt. Viele Leute tummelten sich überall, auch Polizei.   Die Stadt wird von einer ca. 30 Meter hohen Christus-Statue überragt (ähnlich der Christus-Statue in Rio , die auf einem Vulkankegel platziert von überall gesehen werden kann. Leider herrschten bei unserem Besuch ungünstige (Gegen-) Lichtverhältnisse, weshalb wir kein Bild davon herzeigen wollen.

 

Mit dem reparierten Bremi suchten wir dann am nächsten Tag eine etwas alternative Community namens Planet de Luz auf. Wir lasen in einem Reiseführer, dass diese auch Camping anbieten und daher wurden wir neugierig und wollten ihnen einen Besuch abstatten. War total schwer zu finden, aber schließlich standen wir am Ende eines verlassenen Weges vor einem nigel-nagel neuen, verschlossenen Eingangstor. Wir wurden eingelassen und durften eine Art mystischen Ort kennenlernen, wo eine inspirierte Gruppe vor 25 Jahren ihrer Kreativität freien Lauf gelassen hatte.

Jetzt ist natürlich der etwas verblichene Glanz an den Gebäuden und Einrichtungen nicht zu übersehen. Das ganze hatte aber trotzdem seinen Charme, weil eine junge, internationale Truppe sich um den Erhalt dieses Refugiums bemühte. Es gibt viele Bäume und Büsche und dadurch auch eine schöne Vogelwelt und immer wieder taucht plötzlich eine geheimnisvolle Figur oder ein verspieltes Häuschen dazwischen auf. Es war auf jeden Fall den Besuch wert und ist auch für andere Individualreisende ein Tipp!

 

Nach zwei Tagen nahmen wir Abschied und die „Ralley in die Wolken“ in Angriff. Unser Ziel war Boliviens Hauptstadt La Paz. Es ging über eine traumhafte Gebirgsroute in das sogenannte Altipiano. Wir konnten zahlreiche Dörfer der Indios sehen und wunderten uns über den Terrassenanbau in 4000 m Höhe. Jaja die Höhe, bis 4500 m zeigte das GPS an – alle hatten wir damit zu kämpfen: Michael, weil er nachts nicht schlafen konnte, Gerti mit gelegentlichen Schwindelzuständen und der Bremi, weil in dieser Höhe das Wasser bereits bei 85° C zu kochen beginnt und ausgerechnet jetzt auch noch der Ausgleichsbehälter des Kühlers zu lecken begann.

 

Aber wir schafften es, die einzigartige Stadt La Paz zu erreichen. Einzigartig wegen ihrer Höhenlage als Millionenstadt, einzigartig wegen ihrer Lage in einem Talkessel und einzigartig wegen den umgebenden Fünf- und Sechstausendern.

Wir erreichten den Rand des Talkessels und bestaunten das unten liegende La Paz. Doch auch oben, in 4000 m Höhe gibt es die Zwillingsstadt El Alto. Hier wohnen die ärmeren Bolivianos, die vom Land zuziehen. In La Paz geht es zwangsmäßig sehr eng zu und die besten Wohngegenden sind ganz unten im Talkessel auf ca. 3300 m. Unser Stellplatz war bei der bekannten Traveller-Adresse „Hotel Oberland“, direkt neben dem Valle de Luna, einer bizarren Verwitterungs-Landschaft . Zum Zentrum waren es ca. 12 km, die wir bequemerweise mit einem Sammeltaxi, die dort spottbillig und effizient sind, zurücklegten. Wir waren vom sauberen und interessanten Stadtzentrum fasziniert, selbst wenn uns bei den Spaziergängen schnell die Luft ausging. La Paz ist bisher die großartigste Stadt dieser Reise, wir konnten uns an den bunten Bergformationen mit den schneebedeckten Fünf- und Sechstausendern im Hintergrund kaum sattsehen. Die Bolivianer sind höfliche, zurückhaltende Menschen und längst nicht mehr nur Indios in der traditionellen Tracht. Bei unseren Streifzügen durch die „Aufs und Abs“ der Stadt – es gibt hier praktisch keine ebenen Wege – ist Gerti unglücklich umgeknackst und hat sich den Knöchel ordentlich beleidigt, was der wiederum durch starkes Anschwellen retournierte. Der ideale Zeitpunkt also, eine Ruhephase einzulegen, der Bremi brauchte auch ein paar Servicearbeiten und so standen wir zwei Tage untätig bei einer Werkstatt zur „Erholung“. Dessen netter Eigner, Ernesto Hug (Nachfahre von Schweizern, der perfekt deutsch spricht) ließ uns dort kostenlos übernachten. Die Werkstätte von Ernesto ist in Travellerkreisen eine Topadresse, deshalb trafen wir hier auch einige mit kleineren oder größeren Problemen beim Auto und konnten unsere Reiseerfahrungen austauschen.

 

Nun stellt sich allerdings heraus, dass Michael trotz ausreichender Zeit für die Höhenanpassung mit der extremen Höhenlage nicht zurechtkommt. Er konnte in Lagen um 4000m überhaupt nicht mehr schlafen und wurde nächtens von Erstickungssymptomen gequält. Kein Kraut half dagegen, nicht einmal KxKx und so blieb uns nichts anderes übrig als eine neue Route zu wählen. Schweren Herzens müssen wir Machupichu und den Titikakasee in Peru aufgeben. Dafür haben wir jetzt mehr Zeit für Ziele in Chile und Argentinien. Mal sehen, ob das nicht auch seinen – momentan noch verborgenen – Sinn macht. Michael wird im wahrsten Sinne des Wortes endlich wieder aufatmen!

 

Hasta luego amigos!

 

Bilder von La Paz

Panorama vom Hauptplatz in Laz - vergrößerbar!
Panorama vom Hauptplatz in Laz - vergrößerbar!

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Kommentare: 6
  • #1

    cecilia mathys (Sonntag, 14 Oktober 2012 12:15)

    hallo ihr zwei spannend eure reise zu lesen aber lieber ihr müsst das alles ertragen, lesen geht ja noch so. passt auf euch auf bleibt vorallem gesund eure ceci.

  • #2

    Fred Strauss (Montag, 15 Oktober 2012 09:36)

    Dass hoert swich alles ganz spannend an.
    Wir wuenschen Gerti Einen Guten Riesigen Geburtstag und viele mehr Abenteuer

  • #3

    Dietrich Mrakovits (Donnerstag, 18 Oktober 2012 10:16)

    herzlichen glueckwunsch zum geburtstag und weiterhin viele
    schoene ereignisse.Bleibt gesund heidi und dieter

  • #4

    mona (Donnerstag, 18 Oktober 2012 15:01)

    Liebe Gerti alles, alles Gute zum Purzeltag. Ich hoffe Michael und Dir geht es jetzt wieder gut und Ihr könnt Eure Reise jetzt
    ungehindert fortsetzen. Toll wie Ihr das alles so meistert.
    Bussal Mona und Gust

  • #5

    roswitha & family (Donnerstag, 18 Oktober 2012 23:02)

    ihr zwei braucht a lebenlang keine selbsterfahrungsseminar mehr, was ihr alles so durchlebt... gott sei dank seid ihr flexibel genug und gebt eurer gesundheit und dem durchschnaufen können vorrang.
    liebe gerti, nochmals energievollen rutsch in dein neues lebensjahrzehnt :-)!
    herzliche grüße nochmals an euch von uns

  • #6

    waltraud.kranz@lbs6.salzburg (Freitag, 19 Oktober 2012 09:03)

    Hallo ihr zwei Weltenbummler,
    eure Berichte sind immer wieder spannend zu lesen, vielen Dank, dass wir auf diese Weise ein bißchen dabei sein können.
    Liebe Gerti ich wünsche dir zu deinem Geburtstag ebenfalls alles Gute und euch beiden noch viele schöne Erlebnisse.
    Bleibt gesund und habt immer dieses Zauberkraut KxKx dabei!
    Herzliche Grüße aus dem herbstlich sonnigen Salzburg
    Waltraud