Durch Nordwest-Argentinien (22. - 27. Okt. 2012

Argentinien hatte uns also nach ca. 7 Wochen wieder. Die erste Nacht verbrachten wir ruhig am LKW-Parkplatz einer Tankstelle bei Salvador de Jujuy. Dann gings weiter ins von den Reiseführern gelobte Salta.

Die von uns gewählte Route Nr. 9 dorthin erwies sich als sehr schmales, oft einspuriges Bergsträßchen. Der Polizist vom Polizeiposten war zunächst fast unschlüssig, ob er uns mit dem Bremi durchlassen sollte, schließlich folgte das ok verbunden mit einer Warnung, nur ja vorsichtig zu sein. In Salta quartierten wir uns zunächst am Camping Municipal ein. Das war ein riesiger Freizeitkomplex mit dem wahrscheinlich größten Swimmingpool der Welt, aber leider ohne Wasser und überhaupt etwas heruntergekommen. Apropos heruntergekommen: Wieder drängte sich bei uns das Gefühl auf, das Argentinien irgendwie den Bach runter geht. Alles wirkt uralt, von Aufbruch und Optimismus wenig zu bemerken. Auch die Jungen wirken demotiviert und oft muffelig. In Salta ist jedoch das innerste Zentrum um die Plaza durchaus sehenswert. Das war jedoch zu wenig, um uns dort länger verweilen zu lassen. Wir suchten einen empfohlenen Campground etwas außerhalb der Stadt. Dieser erwies sich jedoch mehr als Kleintier-Zuchtanstalt: Die ehemals schöne Anlage mit 2 Pools wird nun – wahrscheinlich aus wirtschaftlicher Not – als Farm betrieben.

 

Soweit zu den wenig berauschenden Dingen in Nordargentinien. Jetzt folgten die Highlights: Wir fuhren einen dramatischen Pass nach Cachi hinauf. Plötzlich waren wir wieder auf 3000m und einer wüstenähnlichen Landschaft. Die Wolken des Tieflands, die uns tagelang begleitet hatten, ließen wir zurück. Wir übernachteten in der Wüste beim Nationalpark Cardones in völliger Einsamkeit mit tausenden Kandelaber-Kaktussen, lediglich Guanakos beäugten uns ängstlich-neugierig. Innerhalb von 3 Stunden sind wir von einer Gegend wie in Südeuropa in eine Wüstenlandschaft, ähnlich den Wüsten Nordmexikos, gelangt. Das attraktive Dorf Cachi beherbergte uns auf seinem netten Camping Municipal gemeinsam mit einer Gruppe von argentinischen Wohnmobilfahrern. Uns fielen dort die vielen indigenen Jugendlichen auf, die alle kurioserweise einen weißen Arbeitsmantel als Schuluniform trugen. Michael durfte dort endlich einmal ein kulinarisches Highlight in Form von köstlichen Empanadas, das sind mit Käse oder Fleischfülle gefüllte Teigtaschen, verkosten. Die Gegend dort ist berühmt für diese Speisen.

 

Am nächsten Tag bei der Fahrt von Cachi nach Cafayete blieb uns oft der Mund vor Staunen offen: Eine dramatische Berg- und Tallandschaft der Valle de Cachequini schenkte uns beinahe nach jeder Kurve wechselnde, neue Einblicke. Dass die Straße, die berühmte Routa Nr. 40, dabei nur geschottert ist, gab dem Erlebnis die passende wilde Untermalung. Da passten die Kondore auch sehr gut in die Szenerie, die wir erstmals in Südamerika beobachten durften: Wir sahen wie sich die riesigen Vögel vom Aufwind in gewaltige Höhen tragen ließen. Der Gesamteindruck kann sich mit jedem Nationalpark im Südwesten der USA messen. In Cafayete übernachteten wir auf einem Campground am Stadtrand. Leider war gerade ein Volksmusik-Wettbewerb in der Nachbarschaft, dessen Lautstärke uns ziemlich den Schlaf raubte.

 

Dann hatten wir ca. 700 km zu überbrücken bis wir die nächsten landschaftlichen Sehenswürdigkeiten erreichten. Die Dörfer und Städte außerhalb der touristischen Zentren waren extrem öde. Wir suchten vergebens nach einem Touristenkomplex und übernachteten daher auf einem dörflichen Freizeitgelände mit entsprechendem nächtlichem Lärmpegel.

 

Aber dann gelangten wir in eine Gegend, die die faden Landstriche schnell vergessen ließ – doch davon berichten wir in der nächsten Geschichte.

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