Die Anden Patagoniens (9. - 19. Nov. 2012)

Patagonien empfing uns mit Schneebatzen auf der Passhöhe. Dann ging es hinunter durch einen Korridor von Sanddünen, die wir erst später als die Aschenhaufen des großen Ausbruchs des Puye hue Vulkans vor ein paar Jahren identifizieren konnten. Die Straße musste damals ja für Wochen gesperrt gewesen sein. Unten erreichten wir eine wunderbare Seenlandschaft.

Der Lago Nahuel Huapi ist stark verzweigt und die Landschaft erinnert irgendwie an norwegische Fjorde, vielleicht auch wegen der dichten Nadelwälder. Wir umkreisten den See und durchfuhren am östlichen Ende gleich wieder die typische Halbwüstenlandschaft Nordargentiniens. So schnell ändert sich hier die Szenerie.

 

Der Hauptort der Region heißt San Carlos de Bariloche und ist das Touristenzentrum ganz Argentiniens. Es schaut ein bisschen wie in der Schweiz aus, heißt auch so und hat auch Unmengen von Hotels und sonstigen Beherbergungen. Es gibt einen herrlichen Rundkurs, den wir natürlich abfuhren, mit einem grandiosen Panorama-Blick auf die Seen. Trotzdem war uns die Gegend etwas zu touristisch und wir flüchteten nach 2 Tagen in die verheißungsvolle Hippie-Kolonie El Bolson.

 

 

El Bolson – Hippiehauptstadt Argentiniens!

 

Hippiehauptstadt? Wir können nicht viel davon entdecken – abgesehen von jungen Trampern und ein paar in die Jahre gekommenen Alt-Hippies! Es ist alles sehr entspannt hier, das kann aber daran liegen, dass gerade Siesta ist, als wir ankommen. Nach ein paar Tagen hier haben wir entdeckt, warum die Gegend hier in und um El Bolson so beliebt ist: Es ist das milde Klima hier im Tal und die angeblich guten Schwingungen, die vom Cerro Piltriquitron ausgehen, dem mystischen Berg, der die Stadt überragt. Unser erster Campingplatz liegt in einem parkähnlichen Gelände. Die Ferien haben noch nicht angefangen – Gott sei Dank, so ist noch nichts los hier. Wir können den riesigen schönen Platz fast alleine genießen. Außer ein paar Gästen in den Cottages gibt es in erster Linie Ibisse und andere Vögel, die gerade brüten.

 

Die Umgebung ist phantastisch mit schneebedeckten Andengipfeln auf der einen und einem scharfkantigen Gebirge auf der anderen Seite. Dazwischen schlängelt sich der Rio Azul durch das Tal und viele andere Gebirgsflüsschen kommen gerade mit dem Schmelzwasser herunter.

 

Wir wollten die umwerfende Fernsicht genießen und fuhren auf den sagenumwobenen Cerro Piltriquitron. Während unserer Bergfahrt mussten wir plötzlich feststellen, dass von Westen her eine Art Nebelfront aufzog und das Tal und die Berge einhüllte. Das trübte unsere Fernsicht über das wundervolle Tal ungemein. Die Kamera hatte auch keine Lust das zu fotografieren. Gleichzeitig setzte ein ziemlich unangenehm böiger Wind ein, der es uns die geplante Wanderung zu einem abgestorbenen Wald vergällte. Dort oben haben kreative Holzschaffende aus den abgestorbenen Bäumen bizarre Figuren geschaffen, die es uns angetan hätten. Nachdem wir von der Bergstation in über 1.300 Metern einige Höhenmeter erklommen hatten, beschlossen wir, ob des unbekannten Geländes und der noch unbekannteren Wetterverhältnisse unsere Wanderung abzubrechen. Am nächsten Tag hat uns ein Insider berichtet, dass die „Nebelfront“ vom Vulkan Puyehue ausging, der fand, dass es wieder mal ein wundervoller Tag zum „Speien“ sei, was gleich solche Auswirkungen hatte. In letzter Zeit ist der Bursche wieder aktiver und einige Leute sind beunruhigt deshalb. Das war ja der Vulkan, der vor einigen Jahren tausende Quadratkilometer mit Seiner Asche bedachte und auch den Flugverkehr in Chile und Argentinien lahmgelegt hat. Es ist schon spannend in der Nähe eines aktiven Vulkanes zu leben…

 

Bankgeschäfte in El Bolson

Wir konnten uns bis vor kurzem nicht vorstellen, wie intensiv hier Bankgeschäfte betrieben werden. Bis wir selber betroffen waren. Wir mussten hin, um für ein aus Österreich nachgesandtes Ersatzteil (Ausgleichsgefäß für den Kühler) Zoll bezahlen. Netbanking? Nicht dran zu denken! Also direkt zur Bank gehen und den Betrag von Pesos 150,- (ca.EUR 25,--) bar auf das angegebene Konto bei der Bank einzahlen. Wir hatten schon gehört, dass sich immer viele Leute anstellen und man Nummern lösen muss. Wir wussten nicht, wann die Bank öffnet, weil wir am Wochenende trotz intensiver Suche keine Öffnungszeiten fanden. Es hieß also ganz früh dort sein! Wir waren kurz vor 09.00 Uhr bei der Bank und mussten anhand der gerade angezeigten Nummer (wir waren in der Reihe für Einzahlungen, es gab mehrere) feststellen, dass bereits „Fünfzig!“ Personen vor uns waren. Gut zwei Stunden mussten wir warten, bis wir an der Reihe waren. Unsere Banken würden sich freuen, wenn so ein Andrang auf sie wäre…

Der Einzahlungsvorgang an sich war schnell erledigt und trotzdem kam uns das gesamte Procedere ziemlich umständlich und langwierig vor. Da doch lieber Netbanking von zuhause aus!

 

 

Die nächsten Tage verbrachten wir auf der Farm von Klaus Schubert und Claudia Metz, deren Vortrag „Abgefahren“ uns vor beinahe 15 Jahren in unseren Weltreiseplänen bestärkt hatte. Die Farm liegt in einem wildromantisches Tal, das zu einigen Erkundungen einlud. Hier warteten wir auf das Ersatzteil für den Bremi, das nun schon zwei Wochen unterwegs war und durch den aufgeblähten Verzollungsvorgang und das umständliche Postservice schon etwas Verspätung hatte. Wir konnten uns inzwischen mit leckerem Biogemüse aus dem Gemüsegarten und selbsteingekochter Marmelade versorgen.

Einen Tag war ziemliche Action angesagt auf der Farm: Die Schafe wurden geschoren. Dafür kam eine Familie aus der Nachbarschaft, die die Schur mit Scheren manuell durchführte. Die Schafe wurden hin und her gedreht und manchmal schaute es aus, als ob der Kopf gar nicht mehr zum Schaf gehört.

Der Kartoffelacker der Familie sollte ebenfalls bestellt werden, war aber noch mit Unkraut übersät. Keine Ahnung wie es geschah, aber plötzlich standen wir, mit Handschuhen und Werkzeug bestückt, mitten drin und entfernten es. Es gibt eben viel Arbeit auf einer Farm…

 

Nach einer Woche „Wartezeit“ haben wir aufgegeben und sind Richtung Wale weitergefahren. Dabei machten wir einen zweitägigen Zwischenstopp im Parque National los Alerces.

Der Park ist nach den Alercebäumen (Ein Baum mit sehr kleinen Blättern und je nach Alter, mehr oder weniger stark von oben nach unten aufgerissener Rinde) benannt. Einige davon sollen mehrere Hundert Jahre alt sein. Leider wurde hier in den Wäldern, wie so oft, Raubbau mit den Bäumen betrieben. Die Landschaft hier erinnert uns stark an Bergseen in Österreich inmitten von Mischwäldern, umrahmt von teils schneebedeckten Gipfeln. Es gibt drei große Seen und etliche kleine, die teilweise verbunden sind. Überall blühen hier im Frühling Lupinien und gelber, bzw. rot/gelber Ginster. Der Nationalpark hat gerade im November aufgesperrt und wir sehen beim Durchfahren warum erst so spät. Im Winter gibt es unzählige Erdrutsche und die Straßen werden verlegt und Alercen und andere Bäume werden geknickt und liegen kreuz und quer überall herum. Die Aufräumarbeiten müssen jedes Jahr eine große Herausforderung in dem teilweise steilen Gelände sein. Wir passieren einige Baustellen und an den Seeufern und auf den Wegen zu den Campingplätzen sind immer noch viele umgefallene Bäume liegen geblieben. Wir wählen unsere Übernachtungsplätze mit Bedacht und stellen uns lieber nicht unter einen Baum, was mitten im Wald gar nicht so einfach ist! Die Baumreste eignen sich aber sehr gut für ein wundervolles Campfire. Wir fahren Montag weiter und hoffen mit einem Telefonat klären zu können, ob unser Ersatzteil doch noch nach El Bolson gekommen ist. Wenn es endlich angekommen ist fahren wir die 100 Kilometer natürlich noch mal zurück, falls nicht: Gibt es Plan „B“, den wir noch nicht kennen! Wir aber fahren dann sicher weiter östlich um noch den einen oder anderen Blick auf die Wale zu erhaschen, auf der Peninsula Valdes.

 

Kommentare: 1 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    cecilia mathys (Montag, 26 November 2012 12:28)

    he he wusse es immer ihr seid gut für gartenarbeit.. und unkraut.. grüessli aus der schweiz.