Peninsula Valdes (Patagonien) 20. - 28. Nov. 2012

Wir brennen schon darauf, endlich zur Peninsula Valdes am Atlantik zu kommen. Dort sollen sich ja die Südkaper-Wale in großer Zahl tummeln.

Noch einmal versuchen wir, das ersehnte Ersatzteil in El Bolson zu bekommen und fahren vom PN los Alerces zurüc k. Das Bestätigungsmail haben wir bekommen, es sollte alles klappen, allein das Teil ist nicht am angekündigten Ort. Am nächsten Tag war Streik aller Zustelldienste vorangekündigt, also wieder keine Chance an das Teil zu kommen. Wir geben es auf. Plan „B“ ist in spontaner Ausarbeitung J, und wird auf was immer weiter mit dem Packerl passieren wird abgestimmt.

 

Wir packen unsere 7 Sachen und brausen Richtung Peninsula Valdes ab. Michael drückt so sehr auf die Tube, dass wir am gleichen Abend, schon ganz in der Nähe der Halbinsel Valdes, bei einer Raststätte, übernachten. Dort haben wir full Service genossen. Es war eine sehr neue gepflegte Raststätte. Neben gutem Essen, gab es natürlich Toiletten und Duschen. Die Fahrt bot überraschend wieder sehr schöne Landschaften für uns. Der Rio Chubut, nachdem der Bundesstaat in dem wir uns gerade aufhalten, benannt ist, hat ein wunderschönes weites Tal geschaffen. Dabei hat er phantastische Felsformationen aus dem teilweise bunten Gestein herausgebildet. Obwohl wir 750 Kilometer abspulten, verlief die Fahrt wegen der wunderschönen und abwechslungsreichen Landschaft sehr kurzweilig. Die meiste Zeit war kaum ein Auto auf der Straße, auch kein Lastwagen, was sehr angenehm war. Etwas später ist uns eingefallen, dass ja Streik war! Wir haben auch gemerkt, dass wir nun schon wirklich in Patagonien sind. Die Entfernungen zwischen den Orten und damit auch den Tankstellen können schon ein paar 100 Kilometer betragen. Also: Genug tanken! Die Bezahlung funktioniert dort auch nur mehr teilweise mit Kreditkarte. Es ist überhaupt schwierig geworden mit Kreditkarte zu bezahlen. Den Leuten ist Bargeld lieber, weil die Inflation hier sehr stark ist.

 

Zurück zur Raststätte unserer Übernachtung! Nach dem Frühstück fahren wir noch einmal ca. 70 K und sind in Puerto Madryn, dem Hauptort hier angekommen. Wir haben uns mit Lebensmittel eingedeckt und sind zur Seefront, einer schönen Promenade mit einem breiten langen Sandstrand davor, gefahren. Nachdem hier die Stadt ist, sie erinnert uns ein wenig an Durban in Südafrika, aber kleiner, erwarten wir uns keine Wale. Ein Blick aufs Meer soll uns eines Besseren belehren. Es gibt Wale hier in der großen, weiten Bucht. Nicht nur einen, es gibt einige. Wir konnten bis zu sechs auf einmal mit unseren Ferngläsern ausmachen. Wow, endlich am so lange ersehnten Ziel angekommen. Es ist für uns kaum zu glauben. Wir sitzen stundenlang auf der Promenadenmauer und schauen aufs Meer. Immer wieder taucht ein Wal auf und zeigt uns ein Stück von sich. Hunger und Durst sind vergessen, wir sind eingetaucht in das Leben der Wale. Wir sehen eine Walmutter mit Jungem und einige einzelne Wale. Manchmal schwimmen sie ein Stück gemeinsam. Wir sind fasziniert!

 

Irgendwann wird doch der Hunger zu groß und wir müssen auch weiter auf die Peninsula Valdes unser eigentliches Ziel. Die Peninsula Valdes ragt wie in Polyp von Patagonien in den Atlantik hinein. Sie ist UNESCO Weltkulturerbe und bietet reiches marines Tierleben. Man kann Ballenas (Südkaper Wale), Orcas, Elefantenkühe, Robben, Pinguine etc. zur rechten Zeit beobachten. Außerdem viele Vogelarten, Guanakos (wilde Lamas), Nandus und Gürteltiere. Die Halbinsel hat eine großteils schroffe Küste mit einigen Sandbuchten. Im Inneren gibt es sogar ein paar Salzseen. Der Charakter der Insel ist wildromantisch.

 

Wir suchen uns gleich unseren Übernachtungsplatz für diese Nacht und vielleicht ein paar weitere. Es kommt drauf an, ob es hier Wale gibt. Wir stehen wieder an einer langgezogenen Bucht, diesmal mit Klippen von denen wir aufs Meer schauen können. Kaum dass wir mit dem Auto stehen, laufen wir auch schon ans Meer. Natürlich mit Kamera und Fernglas bestückt. Bingo! Hier gibt es auch einen Wal. Nein nicht einen: Ein Liebespärchen „kuschelt“ sich in unserer Bucht zusammen. Wir vermuten das zumindest, wir sind ja keine Walexperten. Leider kommen immer „Motorschiffe“ (für uns ist das ein Skandal!) mit Touristen her und stören unsere Wale und sie tauchen für längere Zeit ab. Nachdem alle Boote endlich weg sind, tauchen die Wale wieder öfter auf und wir dürfen uns an ihnen erfreuen. Nachdem es windiger wird und auch bereits 19.00Uhr, Zeit zum Schlafengehen für die Wale verschwinden sie aus unseren Blicken. Gerti hatte das lustige Treiben sogar auf Video festgehalten, der Clip ist aber leider auf mysteriöse Weise von unserem Computer verschwunden. Das glaubt uns jetzt wieder keiner …. Gerti hätte sich am liebsten in den Allerwertesten gebissen und wollte schon Michael als Übeltäter beschuldigen, der konnte jedoch ein lupenreines Alibi liefern!

 

Am nächsten Tag warten wir leider vergebens auf Wale. Wir vertreiben uns die Zeit mit schönen Spaziergängen in unserer Bucht, langen Blicken aufs Meer, hatten Besuch von Guanakos und dem Streit mit einem Oyster Catcher, der glaubt, dass wir seinem Nest zu nahe gekommen wären. Dabei wussten wir gar nicht wo´s war.

 

Der darauf folgende Tag brachte eine Schlechtwetterfront mit starkem Wind und Wolken und sogar ein paar Regentropfen. Wir haben die Halbinsel abgefahren auf der Suche nach den versprochenen Seelöwen, Pinguinen und anderen Tieren. Pinguine haben dem schlechten Wetter auf ihren Nestern sitzend getrotzt und die Seelöwen haben den Tag großteils einfach verschlafen. Auf einem Parkplatz ist uns überraschend ein sehr zutrauliches Gürteltier vor die Linse gelaufen und ist nun auch Hauptdarsteller in einem Videoclip.

 

An einem Tag noch wurden wir mit Walbesuch in unserer Bucht belohnt. Das vermeintliche Liebespaar waren nämlich Mutter und Kalb. Sie spielten alle Stückerl mit Sprüngen und Flossenschlagen. Es war wohl die Lehrstunde fürs Kleine. Wir haben es noch einmal sehr genossen nicht ahnend, dass es das letzte Mal aus dieser Nähe sein sollte. Schön langsam entfernten sie sich immer weiter und in den nächsten Tagen konnten wir in keiner umliegenden Bucht Wale entdecken. Es ist das Ende der Saison und wir können sehr dankbar sein, dass wir sie erleben durften. Aber es ist immer zu kurz….. WALE ADE – SCHEIDEN TUT WEH! 

Neue Wendung: Doch dann erschien am Campingplatz ein als Traveller verkleideter indischer Mystiker, der Gerti mögliche Buchten für Walsichtungen enthüllte. Und tatsächlich! Die folgenden Tage waren geprägt durch Spaziergänge mit Walen am Strand (die waren wirklich nur 10 Meter entfernt …), Aufstehen, Frühstücken, Mittagessen, Abendessen immer mit irgendwelchen Wal-Kapriolen (Flossenschlagen, Sprünge, Wälzen, Blasen …) in der Bucht – so intensiv so herrlich und auch anstrengend. Welch ein unerwartetes Abschiedsgeschenk!

 

Am letzten Tag unseres Aufenthalts ist die Odyssee mit unserem Ersatzeil aus Österreich doch noch zu einem versöhnlichen Ende gekommen: Wir durften das Packerl endlich in Empfang nehmen, nachdem es 4 Wochen durch Argentinien gegeistert war. Michael war begeistert und baute das Teil sofort beim Bremi ein – ab jetzt keine Probleme mehr mit leckendem Kühlwasser …

 

Nun reift bei uns ein Gedanke, der uns schon seit ein paar Wochen beschäftigte: Immer wenn es kalt und ungemütlich wurde, hatten wir eigentlich keine rechte Freude an der Campingreise. Im Auto ist es zwar kuschelig warm, aber man muss ja auch immer wieder hinaus. Dann heißt es von Kopf bis Fuß voll adjustieren – schon recht mühsam! Also ist die Vorstellung, mindestens 4 Wochen durch Südpatagonien bei überwiegend garstigem Wetter zu reisen, nicht sehr aufbauend für uns. Dazu kommt, dass die Landschaft im Süden bei aller Grandezza doch sehr an europäische Hochgebirgslandschaften erinnert und wir ja eigentlich keine richtigen Berge-Fans sind.

 

Also, langer Rede kurzer Sinn, wir wollen wieder zurück in die Wärme: Die Strände und die reiche Küche Brasiliens locken uns sehr und von Uruguay ist das gar nicht so weit entfernt! Wir stellen daher unsere Reiseroute um: Statt Feuerland als Ferndestination heißt diese jetzt die Traumstrände der Ilha de Santa Catarina bei Florianapolis in Südbrasilien. Dort werden wir den Jänner verbringen und dann zurück nach Uruguay fahren, weil wir den Bremi wahrscheinlich von Montevideo aus zurückschicken.

Bilder von einer intensiven Woche

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Roswitha (Sonntag, 02 Dezember 2012 03:32)

    liebe gerti, lieber michael, ihr seid ja voll fleißige reiseberichterIn.
    Super, dass der ersatzteil endlich bei euch gelandet ist .). ich wäre auch für die wetterwärmende routenänderung ;).
    bestes nachwirken eurer walkontakte!

    alles liebe weiterhin, schaut bestens auf euer rundumwohl,
    roswitha und family

  • #2

    Brigitte und Helmut (Mittwoch, 05 Dezember 2012 08:51)

    Hallo Gerti und Michael!
    Wir haben unsere 6-wöchige Sizilienreise auch wegen der Wärme sehr genossen und uns auch für den Frühling wieder für die Wärme und gegen das Nordkap entschieden. Ist auch eine Altersfrage das mit der Kälte!?
    Alles Güte für eure Warm-Reise, liebe Grüsse!
    Brigitte, Helmut, Bodo und Tina (Tina ist unser einjähriges Findelkind - Aufriss von Bodoin Sizilien.)

  • #3

    snowbears (Mittwoch, 12 Dezember 2012 10:48)

    hallo gerti und michael, errinert ihr euch noch... bin die freundin von cecilia.. Jacqueline. tolle reise die ihr da macht super beschrieben,dank cecilia kann ich euch nun auch lesen,und heimlich mitreisen. cecilia hatt mir auch eine homepage gemacht,und ich mir dafür ein lappi gepostet.;-). wünsche euch beiden weltenbummler weiterhin eine schöne und unfallfreie reise um die welt. und frohe festtage und ein tolles 2013. grüessli.Jacqueline