Schroederstrasse und zurück an die Strände Santa Catarinas (14.-30.1.2013)

Wie angekündigt sind wir der Einladung einer sehr lieben Familie aus Schroeder, einer deutschen Siedlung ca. 70 km südwestlich von Joinville gefolgt. Helena kommt aus einer großen deutschen Familie, Valenci ist Nachfahre italienischer Einwanderer und deren Tochter, Heluisa, haben uns unglaublich verwöhnt. Ein paar Tage länger bei ihnen und wir wären zum Rollen gewesen…. 

 

 

Wir hatten sehr interessante Gespräche über Anfänge der Siedlung und wie die Arbeit damals verrichtet wurde. Bis heute hat sich die Liebe und das Wissen um die Zusammenhänge der Natur in dieser Regenwaldgegend bei vielen erhalten. Wir erfuhren, wie heute die 2. Und 3. Generation der Einwanderer dort lebt. Vom Fabrikarbeiter bis zum Obstbauern bzw. Schnapsbrenner, oder Frächter und Staatsangestellten ist alles dabei. Gleichzeitig waren alle sehr interessiert an Europa und unserem Leben dort. Wir führten einen regen Austausch, an dem wir alle große Freude und Interesse hatten.

Einige Nachbarn kamen einfach vorbei um die „Fremdlinge“ zu begrüßen und hörten eine Weile zu. So haben wir die ganze Seitenstraße wenigstens auf ein „Hoi“ kennengelernt und in viele liebe Augen geblickt.

 

Helena hat uns zu ihrem Bruder geführt, der vom Vater das Schnapsbrennhandwerk übernommen hat und neben Zuckerrohr auch Bananen und Süßkartoffel und allerlei geheimnisvolle Bäume und Kräuter mit seiner Frau anbaut. Von ihm wurden wir in die Kunst des Schnapsbrennens aus Zuckerrohr eingeweiht. Wir haben auch vom Maracujaschaum und der leckeren selbstgemachten Zuckerrohrmelasse gekostet. Es war einfach köstlich! Verabschiedet wurden wir mit Kostproben ihrer Süßkartoffel, einer Staude Bananen und vielen Maracujas. Diese Sorte ist sauer, entwickelt aber mit Zucker ihr fantastisches Aroma. Wieder haben wir intensive Gespräche über unsere so verschiedenen Leben geführt und eine wiederholte Einladung haben wir auch schon in der Tasche….

 

Zwei Tage sind schnell vorbei und nach der „Stadtführung“ und einer ausgiebigen Jause, bei der uns Helena wieder mit ihren wundervollen Kochkünsten verwöhnt hat, haben wir uns langsam auf den Weg gemacht. So einfach war das aber nicht. Vorher haben wir noch all die leckeren Geschenke im Bremi verstauen müssen. Wenn wir alles gegessen haben, wird uns keiner mehr kennen J

Vielleicht gibt es ein Wiedersehen mit unseren lieben Gastgebern, wer weiß, was unsere Zukunft bringt. Wir würden uns sehr freuen!!!!!

 

Als Ausgleich dafür, dass wir hier nicht so viele landschaftliche Höhepunkte und Unterschiede wie in Argentinien oder Bolivien, vom Tief- ins Hochland haben, ließen wir uns etwas einfallen. Wir betrieben Insekten- und Insektenstichkunde. Es reicht schon, wenn man sich zur Dämmerung ohne Insektenschutz draußen hinstellt und es kommen jede Menge Tierchen vorbei und kosten mal.

Einer unserer Höhepunkte bisher waren „Baracudas“. Das sind Moskitos, die im Gras lauern. Du musst nur die richtige Zeit erwischen und sie finden Dich. Werden ihrem Namen sehr getreu und fallen, wie Baracudas eben, zu Dutzenden über deine Beine her. An diesen Stichen konnten wir wunderbar studieren, wie sehr sie sich von den gewöhnlichen Gelsenstichen unterscheiden. Sie sind viel schmerzhafter, gleich beim Stich. Wird gekratzt, blühen sie regelrecht auf, und sie halten viel länger an. Phantastisch!

Dann gibt es noch die winzigen kleinen Mücken, die es vor der Dämmerung geben kann. Die müssen auch irgendwo vom Boden kommen und nachdem sie uns entdeckt haben, war klar: wir sind „Frischblut“ für sie und von so kleinen haben ja viel mehr auf unseren Fesseln, auf dem ganzen Unterschenkel und von dort auf der kratzenden Hand usw. Platz. Das war ein wirkliches Highlight und wir hatten noch nächtelang Freude daran.

 

Aber nun zurück zu den Stränden Santa Catarinas. 140 km weiter südöstlich von Schröder, der Küste entlang, fanden wir unseren nächsten Strand. Erstaunlicher Weise mal fast gänzlich ohne Gelsen. Man muss es ihnen nur richtig rein sagen! Dafür gab es in Bombhinas und Governador Celco Ramos schöne weiße Sandstrände und die Wellen waren gerade richtig: Nicht zu wild und nicht gar zu adriamäßig. Das abwechslungsreiche Wetter hat dafür gesorgt, dass es keine Minute langweilig war. Sonne mit Sturmböen, starkes Gewitter mit Sturmböen, die einigen Zeltcampern ihre Schutzplanen durch die Luft gewirbelt haben. Stilles Meer mit sanfter Brise und wieder Sonne mit und ohne Sturmböen. Der Wind trieb die Wolken je nach Höhenlage von links nach rechts und umgekehrt. Markise raus, Markise rein, Soviel Abwechslung hätten wir gar nicht gebraucht! Sonne mit einer sanften Brise hätte uns schon gereicht. Mit Boccia-Partien und Beach-Ball-Sessions wird uns ja sowieso nie langweilig. Apropos Boccia: Es gibt hier auf den meisten Camping-Plätzen richtige Boccia-Bahnen, sogar beleuchtet, wo man mit den großen Kugeln herrliche Partien auch am Abend spielen kann.

 

Liebe Leserschar, wir sind hier im Atlantischen Regenwald. Habt Ihr auch keine Ahnung, was das bedeuten soll? Wir hatten auch keine. Michael hat diesen Ausdruck erst vor kurzem gelesen und schön langsam ahnen wir was das heißt: Jeden Tag wenigstens einen Regenguss, begleitet von sehr abwechslungsreichem Wetter! Ach ja, und wir sind jetzt draufgekommen, dass es im südbrasilianischen Sommer, eben Dezember bis Februar, am häufigsten regnet. Na toll! Aber es ist immerhin immer warm und das feuchte Klima ist gut für die Haut…. So lernt man beim Reisen etwas dazu!

 

Wir haben außerdem unsere Spanischkenntnisse gewaltig verbessert. Wenn wir versuchen brasilianisch zu sprechen, glauben manche, dass wir Argentinier sind, weil unser „Kastellan“ so gut klingt. Tatsächlich sprechen wir nun eine Art portugiesisch-spanischen Kauderwelsch, kommen aber ganz gut damit durch, weil es hier ja auch viele argentinische Urlauber gibt.

 

Mit all diesem Wissen klappern nun wir noch einige Strände entlang der dramatischen Atlantikküste mit ihrem „wunderbaren“ Regenwald ab. Die Küste Santa Catarinas ist sehr variantenreich: Große, bergige Halbinseln und Inseln mit unzähligen Sandbuchten laden zum Verweilen ein. Wir halten uns immer an die Tipps von Brasilianern und finden so meistens die schönsten Campingplätze. Lediglich auf der Ilha do Santa Catarina hatten wir Pech, weil zwei Campingplätze geschlossen waren und der verbliebene nur an einer Lagune lag. So verließen wir das „vielgerühmte Paradies“ bereits nach einem Tag wieder und waren auch froh, Florianopolis den Rücken kehren zu können. Großstadttrubel ist einfach unser Ding nicht …

 

Noch ein paar Bemerkungen zu den brasilianischen Campingplätzen: Von Montag bis Freitag lässt es sich dort recht beschaulich leben, doch spätestens am Samstagmorgen ändert sich die Lage total. Menschenmassen drängen an den Strand, die Campingplätze füllen sich in Windeseile leider auch mit Leuten, die am Wochenende richtig die „Sau“ rauslassen wollen. Riesige Lautsprecher sind in den Kofferräumen montiert und der Strand bzw. der Campingplatz wird damit beschallt. Wenn man Pech hat, steht man genau neben so einer Truppe und hat Schwierigkeiten sich mit seiner Liebsten zu unterhalten. Es bleibt einem eigentlich nur die Flucht, weil die Ohropax den Bass-Sound nicht wegfiltern können, der geht direkt in die Magengrube oder verändert sogar die Herzfrequenz … Diese Erfahrungen haben daher auch unsere Reiseroute beeinflusst: An Wochenenden suchen wir seitdem irgendwelche Ziele in den Bergen, weit weg vom Strand!

 

Jetzt bleiben uns noch gut 2 Wochen bis wir unsere Südamerika-Runde endgültig beenden werden. Wir werden noch einige Strände, berühmte Wasserfälle und Canyons besuchen – aber davon im nächsten und auch letzten Bericht von Südamerika.

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