Malawi – das warme Herz Afrikas

 

Unser Weg durch Malawi
Unser Weg durch Malawi

Vor der Planung unserer Reise war Malawi eher ein blinder Fleck auf der Landkarte. Wohl wussten wir vom riesigen Malawisee doch konnten wir uns überhaupt nicht vorstellen, wie es dort aussieht und welche Völker das Land besiedeln.

 

 

Doch nach dem Studium diverser Reiseliteratur nahmen die Eckdaten konkrete Gestalt an:

 

Malawi ist ein kleines Land, vergleichbar mit Österreich, ziemlich dicht besiedelt (ca. 14 Millionen Einwohner 2016). Die Mehrzahl der Bevölkerung sind Christen jedoch spielt der Islam eine immer größere Rolle. Der Malawisee ist mehr als 600 km lang und bis zu 80 km breit. Das Land ist geprägt vom Wechsel zwischen Hoch- und Tiefländern.

 

 

Zur Geschichte: Malawi wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts besonders stark missioniert (und weist auch heute noch die größte christliche Missionsdichte in Afrika auf). Aus Malawi wurden jährlich mehr als 50.000 Sklaven über Mosambik in arabische Länder und nach Amerika verschifft. Das islamische Volk der Yao in Malawi beteiligte sich besonders intensiv am Sklavenhandel. Dieser wurde erst durch das britische Engagement in Malawi am Ende des 19. Jahrhunderts beendet.  Apropos Briten: Diese erklärten Malawi ab 1880 zum Protektorat - sprich Kolonie. Zahlreiche Malawianer dienten in beiden Weltkriegen als Askaris in der britischen Armee. Nach dem zweiten Weltkrieg formierte sich eine Unabhängigkeitsbewegung und 1964 wurde Malawi friedlich in die Unabhängigkeit entlassen.

 

 

Malawi verfügt über keine größeren Bodenschätze und ist eher ein Agrarland mit dem See als großer, lokaler Nahrungsspender. Im Norden wird ua. Kaffee angebaut und im Süden gibt es um den höchsten Berg Malawis, den Mount Mulanje, mit über 3000 m, wunderbare Teegärten. Zahlreiche EU-Hilfsprojekte konnten wir bei unserer Reise feststellen.

 

 

Wir bereisten Malawi gut zwei Wochen lang und hielten uns in erster Linie im Süden des Landes auf.

 

1. Die Einreise über das Shire-Valley, dem südlichen Tiefland

 

 

Nachdem die Einreiseformalitäten uns länger als geplant an der Grenze aufhielten, wurde es schön langsam finster und wir mussten uns ein Übernachtungsplätzchen suchen. Gleich in der ersten Nacht durften wir uns von der sprichwörtlichen Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Malawier überzeugen.

 

Wir wollten aus Sicherheitsgründen nicht in der Dunkelheit fahren und so haben wir bald bei einem Dorf gehalten und die gleich angelaufen gekommenen Leute gefragt, ob wir dort übernachten dürfen. Alle waren sehr neugierig aber auch gleichzeitig vorsichtig. Ein Mann wurde vorgeschickt der gut Englisch konnte und dieser hat uns zum Kral des Chiefs geführt. Ohne Chief läuft hier gar nichts!

 

Wir wurden von Chief Chimombo und seiner engsten Familie (er hatte 5 Frauen und entsprechend viele Kinder und natürlich auch Brüder und Schwestern mit deren Familien) sehr wohlwollend aufgenommen. Wir hatten die Ehre auf dem "Chiefs Meetingplace" dem Hauptplatz unseren Schlafplatz aufschlagen zu dürfen. Es war bereits stockdunkel - dort gab es keinen Strom.

 

Der Chief, Vorsteher von ca. 15.000 "Untergebenen" führt mit seinem Volk noch das Leben, wie es dort sicher seit Jahrhunderten gelebt wird. Wir hatten nur unsere kleine Solarlampe und konnten sehen, spüren und hören, dass ein ganzes Dorf rund um uns herumsteht und uns gespannt beobachtet. So was ist ihnen noch nicht oft passiert und uns schon gar nicht. Der Chief hat sich noch ein wenig mit uns unterhalten und sich dann zurückgezogen. Ein junger sehr gebildeter Mann hat die Konversation für ihn fortgesetzt. Sie waren unglaublich interessiert an unserem Leben und umgekehrt. Die Kinder in vorderster Reihe hatten immer wieder viel zu lachen, wenn wir versuchten etwas von ihrer Sprache zu lernen und natürlich unsere Aussprache zu wünschen übrig ließ.

 

Chief Chimombo mit Family
Chief Chimombo mit Family

Gleich nach Sonnenaufgang hörten wir Chief Chimombos unvergleichliche Stimme über Chiefs Meetingplace hallen. Er war wohl neugierig was das für welche sind, die er da übernachten hat lassen. Angesichts der Armut die wir rings um uns sahen haben wir uns tunlichst das Frühstück verkniffen und mit Freude die  Konversation vom Vorabend wieder aufgenommen und noch viel von dem freundlichen Volk erfahren dürfen.

 

Der Chief hat uns erlaubt als kleines Dankeschön für den wirklich außergewöhnlichen Übernachtungsplatz ihm ein paar Lebensmittel und Kleidungsstücke für seine Leute zu überlassen. Diese sehr einfachen und doch intelligenten Menschen haben uns mit ihrer Herzlichkeit überwältigt und wir sind mit einem großartigen Gefühl der Dankbarkeit für dieses Erlebnis weiter gezogen.

 


 

2. Die Provinzhauptstadt Blantyre im Shire Hochland

 

Blantyre hat uns genau das geboten, was wir brauchten. Eine schöne, zivilisierte Stadt mit einem neuen Einkaufszentrum, das uns alles Erdenkliche bot. Wir konnten uns von Hitze und Staub des Tieflandes erholen. Eine gemütliche Lodge haben wir uns schon vorher ausgesucht. Manchmal tut´s auch gut wieder mal ein paar Tage in einem Zimmer mit Bad zu verbringen. Außerdem haben wir uns dort das Visum für Malawi besorgen müssen. Auf dem Konsulat konnten wir uns wieder mal von der entspannten und freundlichen Art der Malawier überzeugen.

 

Blantyres Wahrzeichen ist die alte Missionskirche, die von einem Missionar ohne jegliche architektonische Vorkenntnisse erbaut wurde.

 

Blantyre's alte Missionskirche
Blantyre's alte Missionskirche

3. Der höchste Berg, der Mount Mulanje

 

Mount Mulanje ist ein Gebirgsstock mit knapp 3000 m hohen Gipfeln und liegt an der südlichen Grenze zu Mosambik. Bereits die ca. 3stündige Anfahrt von Blantyre war ein Erlebnis, als das Gebirgsmassiv langsam vor uns auftauchte.

 

 Am Fuße des Berges leuchteten wunderbar hellgrüne Teebüsche von den Plantagen und gaben dem Berg eine einzigartige Note.

 

Zahlreiche Wanderwege überziehen das Massiv und klare Bäche bilde reizvolle Wasserfälle und Badepools, die von Einheimischen und Touristen gleichermaßen gerne besucht werden. Wir verbrachten eine Nacht am reizvoll gelegenen Campground bei der ehemaligen Mission.

 

Wieder einmal lernten wir Malawier kennen, die uns mit ihrer Herzlichkeit dahin schmelzen ließen. 

 

4. Ein Ausflug wie in die österreichischen Berge -
auf das Zomba-Plateau

 

Das Zombaplateau lag noch um einiges höher als die Missionsstation bei der wir vorher am Mount Mulanje gecampt hatten. Diese Nacht war um einiges kälter für uns. Die Landschaft erinnerte uns mit den vielen Nadelbäumen an unsere österreichischen Berge.

 

Die ringsum stehenden Baumfarne begeisterten uns besonders, weil sie uns das Gefühl gaben in einem ewig altem Wald zu sein.

 

Die Vogelwelt am Plateau war passend dazu auch sehr exotisch und außergewöhnlich. Wir hatten wieder einen besonderen Platz gefunden.

 

Der Wald wird auch intensiv bewirtschaftet und die Holzscheite werden per Fahrrad in Tiefland gebracht, was nach einer "Knochenarbeit" aussieht.

 

Im Nadelwald des Zomba-Plateaus
Im Nadelwald des Zomba-Plateaus
Afrikanische Holzwirtschaft
Afrikanische Holzwirtschaft

5. Malawis Vorzeige-Nationalpark -
   der Liwonde Nationalpark

 

 

Der Liwonde-Nationalpark hat uns mit seinem Tierreichtum und der schönen Vegetation besonders den Mopanewäldern begeistert.

 

 

Gleich in der ersten Nacht am Campingplatz sollten sich unsere Elefantengeschichten weiter fortsetzen.  Wir waren schon sehr gespannt, welche Tiere ins Camp kommen, weil kein Zaun darum war.  Alles war möglich nach Einbruch der Dunkelheit. Es gab fast keine Lichter beim Campingplatz, außerdem waren wir müde und haben uns bald in unser Dachzelt zurückgezogen. Einige Zeit haben wir noch gespannt auf die Geräusche rund herum gehorcht, sind aber bald eingeschlafen. Unbekannte Geräusche haben uns geweckt. Ein Schmatzen und an dem riesigen .Baum Ziehen, unter den wir uns bei Tag im Schatten geparkt hatten. Nach kurzer Analyse war klar: Ein Elefant hat gefallen an unserem Baum gefunden. Stundenlang hat er daran genascht ohne unser Auto oder Zelt auch nur im geringsten zu berühren oder gar zu beschädigen. Wenn nicht manchmal Blätter unter seinen Füßen geknackt hätten, wäre es nicht möglich gewesen festzustellen, wohin er nun gerade wieder gegangen war. Als er den Baum verlassen hatte hörten wir ihn oder ein paar Familienmitglieder von ihm noch bis zum Morgengrauen im und rund um´s Camp frisches Grün und Früchte naschen.

 

Wir hatten dann erfahren (es war nicht zu übersehen) dass er über den Poolbereich "durch den Schilfzaun" auf das Campgelände gekommen war. Am nächsten Abend ist er dann schon bei Einbruch der Dämmerung gekommen. Vielleicht damit wir ihn besser sehen konnten. Dabei hat er den während des Tages reparierten Zaun wieder genau an der selben Stelle durchbrochen und beim Pool vorbeigeschaut.

 

 

Wir blieben einfach tagsüber beim Camp und haben gewartet welche Tiere noch vorbeischauen. Die Vögel dort haben uns mit ihrem bunten exotischen Aussehen in ihren Bann gezogen. Es verging kaum ein Augenblick, an dem wir nicht Besuch von einem neuen Vogel hatten.

 

 

Bereits bei der 35KM langen Zufahrt zum Camp, konnten wir uns uns von der Tiervielfalt im Liwonde NP überzeugen.  Elefanten- und Hipposichtungen sind hier garantiert.   Süchtig geworden, haben wir am nächsten Abend einen Eveningdrive gemacht. Dabei kamen uns das erste Mal  im Mopanewald die seltenen Säbelantelopen vor die Kamera.   

 

 

Der Liwonde-NP endet am Südufer des Malawi-Sees wo der Shire River den einzigen Abfluß des Sees bildet und dort stand der riesige Baobab-Baum.

 

6. Der Malawisee, ein See, groß wie ein Meer

 

Die ersten drei Nächte verbrachten wir in einer Lodge mit Campingplatz am Ostufer der Bucht von Cape Maclear, das von malerischen runden Boulders (Steinen) eingerahmt war.  

 

Auf diesen Felsen konnten wir die verschiedensten Echsen und sogar einen Waran beobachten, als er sich eine Schnecke aus dem Malawisee herauf getaucht hat.

 

 

Als wir durch Cape Maclear kamen mussten wir mitten durch das Dorf fahren. Dort war gerade eine riesige Versammlung angesagt. Wir hörten später, dass bereits am Vortag auch eine Versammlung stattgefunden hatte. Wir dachten zuerst ein Chiefs Meeting. Wir haben aber erfahren, dass ein junger Mann vom Dorf an Aids gestorben war und sich alle Verwandten und Freunde getroffen hatten. Später sollten wir noch mehr mit Aids konfrontiert werden...

 

Abends erlebten wir malerische Sonnenuntergänge, die noch eine Steigerung erhielten, wenn die Fischer bei Sonnenuntergang mit  ihrem Einbaum zum Fischen hinausfuhren.

 

Wir genossen es, hier abgeschirmt vom Eingeborenendorf zu sein und nicht von den unzähligen Händlern belästigt zu werden. Wir haben Malawi und seine Einwohner sehr lieb gewonnen, aber manchmal waren zu viele Verkäufer unterwegs.

 

 

Die vierte Nacht in Cape Maclear haben wir uns dann ein paar hundert Meter weiter in eine Anlage gewagt an der der Strand für die Öffentlichkeit und natürlich auch für Händler offen war. Wir wurden immer wieder mal gefragt, ob wir dies oder jenes brauchen, aber inzwischen konnten wir bereits ganz gut höflich aber bestimmt dankend ablehnen. Bei einem Gespräch lernten wir einen Mann kennen, dessen Frau vor kurzem an Aids verstorben war und der selbst an Aids leidet. Er hatte zwei Mädchen und hat uns erzählt, wie er so zurecht kommt. Er hätte uns für den Abend eingeladen, aber wir haben uns mit einem "vielleicht" rausgeschlichen. Am nächsten Morgen haben wir für die Mädchen ein paar Kleidungsstücke und Süßigkeiten vorbereitet und ihm bei seinem neuerlichen Besuch mitgegeben. Wir waren ein wenig hilflos und auch berührt und geschockt. Wann passiert einem so etwas schon zuhause?

 

 

Täglich hat der Malawisee versucht uns ins Wasser zu locken. Nur mit eiserner Selbstdisziplin konnten wir ein Bad im See vermeiden. Direkt am See gibt es auch das Eingeborenendorf mit all seinen Tieren und teilweise war Schilf am Ufer. Das alles sind Indizien dafür, dass eine mögliche Bilharziosegefahr bestand. Wir haben gehört, dass bereits ca. 50% aller am Malawisee lebenden Menschen Bilharziose haben und im Gegensatz zu vielen Touristen aus den verschiedenste Ländern gab es für uns kein Bad im See. Wer im Salzkammergut ein Häuschen besitzt braucht wirklich nicht in jede Pfütze springen .....  :o))))

 

 

Die letzte Nacht am See verbrachten wir in Senga Bay am Campingplatz des berühmten Livingstonia Beach Hotels. Die Angestellten des First Class Anwesens, offensichtlich nicht aus Malawi stammend, zeichneten sich durch auffällige Unfreundlichkeit aus. Das traf uns besonders, weil wir überall in Malawi bisher sehr freundliche bis herzliche Menschen kennen gelernt haben. Dort trafen wir eine Gruppe 4x4 Fahrer die gerade aus Holland eingeflogen worden waren und am nächsten Tag eine geführte Tour nach Sambia antraten. Auch für amerikanische Touristen war das Hotel eine Destination.

 

 

7. Lilongwe - Malawis Hauptstadt und der Abschied

 

Es war "Sanierungsurlaub" vom vielen Herumfahren angesagt. In den Städten haben wir uns immer mit unterwegs teilweise schwierig zu erhaltenden Lebensmittel und anderen Gütern eingedeckt. Diesmal war die Vorbereitung für Sambia dran. Wir freuten uns schon besonders auf den South Luangwa Nationalpark. Wir mussten auch wieder Waschtage einlegen und den Pinzi überholen.

 

Unsere großzügig angelegte, in einem Park gelegene, Unterkunft war der Campground des Golfclubs von Lilongwe, wir waren automatisch Mitglieder und konnten auch Golf spielen. Die Geschäfte und Internetcafes lagen in Fußdistanz. Dieser Platz war Anziehungspunkt für viele Langzeittraveller, sogar die Autoren der Reiseliteratur mit der wir unterwegs waren, schauten vorbei.

 

Ein ein nettes schweizer Paar war bereits am Platz und wir konnten viele Informationen mit Ihnen austauschen, weil sie bereits seit mehr als zwei Jahren mit Hund und Katze durch Afrika reisten.

 

 

Am vorletzten Tag wurde im sehr belebten Moslemviertel von Trickdieben mein Rucksack mit unserer Kamera und etlichen anderen leider unersetzlichen Gegenständen gestohlen. Wir haben versucht die Polizei etwas mehr zu animieren (es war ihnen bald klar, wer die Diebe waren) und haben eine Belohnung ausgesetzt. Leider ohne Erfolg, so mussten wir wieder mal VISA um Hilfe bemühen - ein spezieller Dank an VISA für die schnelle Bearbeitung. Als der erste Ärger verflogen war, haben wir feststellen müssen, dass wir in jedem Land das uns besonders gut gefällt etwas von uns zurücklassen... ;-)

 

 

Nach dem "kuscheligen" Malawi  ging's in die wildesten Gebiete unserer Reise, Abenteuer pur waren angesagt - die Spannung und die Vorfreude stiegen!