Brasilien

Mi

06

Mär

2013

Abschied von der Küste Brasiliens und zurück nach Buenos Aires (31. 1 - 18. 2.)

Südlich der „überbevölkerten“ Ilha de Santa Catarina fanden wir dann doch noch unseren letzten Traumstrand in Santa Catarina. Der Ort Garopaba bietet reizvolle Landschaften, auch mit Riesendünen zum Sandsurfen und tolle Strände, deren Wellen zum Spielen einladen. Außerdem gibt es im Ort wunderbare Buffet-Restaurants, wo wir noch mal die ganze Fülle Brasiliens durchkosten konnten.

 

Wir blieben auf dem großen Campingplatz ein paar Tage und auch das Wochenende war hier ohne große Musikbeschallung. Der Campingplatz hatte europäischen Standard, die Sanitäreinrichtungen waren blitzeblank, auch weil pro Sanitärblock 2 Frauen ständig putzten. Wir bemerkten jedoch, dass sich der Sommer schon etwas dem Ende näherte, da das Wetter immer labiler wurde. Es gab Tage, an denen wir einfach nicht ins schon etwas kühlere Wasser wollten und auch der Wind blies in einer Stärke, dass wir froh waren, nicht in der ersten Reihe hinter dem Strand zu stehen.

 

Aber dafür besuchten uns unsere Freunde aus Schroederstrasse noch einmal und wir konnten einen gemütlichen Tag miteinander verbringen. Michael ließ sich sogar auf ein Boccia-Turnier mit Valdesi ein, wobei es aber nichts für ihn zu gewinnen gab. Kein Wunder, Valdesi ist ein echter Profi und spielt jede Woche. Auch andere nette Brasilianer lernten wir natürlich am Campingplatz kennen, sogar mit rein portugiesisch sprechenden hatten wir schon ganz guten Kontakt.

 

Die Gegend bietet mit Praia Rosa auch einen Strand, der wohl zu den interessantesten der ganzen Küste gehört. Nicht nur, dass es sich hierbei um eine besonders herrliche Bucht handelt, im Winter wird sie sogar jedes Jahr von den Southern-Right-Walen heimgesucht. Grund genug für uns, in ein paar Jahren noch mal vorbeizuschauen …

 

Nach Garopaba fuhren wir südwärts weiter und erreichten mit Laguna den letzten bemerkenswerten Strand Santa Catarinas. Laguna ist eine historische Stadt aus der Zeit der Portugiesen und liegt – wie der Name schon sagt – am Ausgang einer riesigen Lagune. Hier kann man Delfine beobachten, die den Fischern helfen, die Fische in deren Netze zu treiben.

 

Der südlichste Bundesstaat Rio Grande do Sul verfügt eigentlich nur über einen interessanten Ort am Strand: Torres bietet steile Klippen mit dazwischen eingestreuten Sandstränden. Wir waren sehr davon angetan und wollten am nächsten Tag die Gegend erkunden. Dann holte uns aber ein gewaltiger Regen ein, der den Campingplatz überflutete. Wir bemerkten davon aber nichts und waren am nächsten Morgen ziemlich baff, als das ganze Gelände zu einem See verwandelt war und die Zeltcamper geflohen waren. Schon sehr beruhigend, in einem „hochbeinigen“ Vehikel zu schlafen …

 

Aufgrund des anhaltend schlechten Wetters beschlossen wir etwas früher nach Argentinien zurück zu kehren und durchkreuzten den Bundesstaat Rio Grande relativ schnell, vorbei an der Millionenstadt Porto Alegre, Richtung Grenzort Uruguayana. Der Ort heißt so, weil er am Rio Uruguay, dem Grenzfluss zwischen Uruguay und Brasilien bzw. Argentinien liegt.

 

Dort ereilte uns die Nachricht vom Tod von Gertis Mutter. Wir waren schon seit 2 Wochen informiert, dass sie im Pflegeheim immer schwächer wurde. Schnell überquerten wir die Grenze nach Argentinien, weil dort bessere Internetverbindungen vorhanden sind. Bei einer YPF-Tankstelle gab es schnelles kostenloses WIFI und wir konnten in 3 Stunden unsere ganze Reise umbuchen. Anstatt nach Australien weiterzufliegen buchten wir einen Flug nach Europa und zurück. Dafür mussten dann alle anderen Flugdaten unserer Weltreise auch umgebucht werden. Dank unseres lieben Freundes Matthias, beim Reisebüro Hogger in Freilassing, gelang das schwierige Unternehmen.

 

Erleichtert verließen wir das Restaurant und wollten nach Süden aufbrechen. Doch da bemerkte Michael das verd….. Motorwarnlicht flackernd am Armaturenbrett. Oje – die Einspritzdüsen sind wohl wieder verstopft! Der Motor rattert wie ein Rasenmäher. Also ein Mechaniker muss her! Die Leute von der Tankstelle rufen jemanden an, jedoch keiner hebt ab. Na klar – Siesta ist in Argentinien von eins bis vier, da geht gar nix. Aber dann kam doch jemand, mit dem klapprigsten Pickup ganz Argentiniens angefahren. Der Mechanico blickt sorgenvoll in den Motorraum, frägt – Common Rail Diesel? – und fährt schon wieder ab. Er will anrufen, wenn er ein Lösung hat – hatte er aber nie und ward deshalb nie mehr gesehen… Welch ein Unterschied zu Brasilien, wo sich die Leute den A….. auf rissen, um uns zu helfen!

 

Was tun also? Am nächsten Morgen, als klar wurde, dass es weder einen kompetenten Mechaniker noch einen entsprechenden Abschleppwagen an diesem Ort gibt, fasste Michael den Entschluss, mit dem „Rasenmäher“ Richtung Buenos Aires zu knattern – sind ja nur mehr 700 km. Er drehte erst mal ein paar Runden am Gelände der Tankstelle und befand, dass man es mit der Untersetzung probieren könnte.

 

So zuckelten wir also mit 65 Sachen auf der Autobahn und flackernder Warnleuchte Richtung Buenos Aires. Aber wenigstens verschlechterte sich der Zustand nicht und so konnten wir doch ganz schöne Meter machen.

 

Wir erreichten Orte, die wir im letzten September in umgekehrter Richtung angefahren hatten. Damals war Winter und wir waren die einzigen auf den Campgrounds. Jetzt im Sommer und dem Carneval-Wochenende sahen wir fast überall das unsympathische „Completto“ Schild am Eingang hängen. Es blieben uns meist nur die Tankstellen zur Übernachtung.

 

Aber nicht genug damit, eine weitere Plage holte uns ein: Wir rumpelten über ein paar extrem gefährliche schlafende Polizisten – kein Problem normalerweise für den Bremi und seinem robusten Fahrwerk. Aber eine 20 L Wasserflasche im Kofferraum platzte und überschwemmte den ganzen Kofferraum und den Unterboden, aaaahhgggrrrrr! Wie sollen wir denn das jetzt noch trockenkriegen, eine Woche vor dem Abgabetermin für den Bremi? Aber da hatte der Wettergott ein Einsehen mit uns und sandte extrem heißes Wetter mit starkem Wind. Wir nutzten die Gunst der Stunde und rissen den Unterboden samt Isolierungen heraus. Dafür mussten wir aber den ganzen Kofferraum ausräumen. Wir standen hervorragend auf einer Wiese hinter einer Tankstelle und konnten so unbemerkt werkeln. Schließlich gelang uns die Aktion perfekt – alles trocknete in Windeseile und wir durften am Abend einpacken und weiterfahren.

 

Schlussendlich gelangten wir nach Zarate, dem Ort mit dem Verschiffungshafen für den Bremi. Wir quartierten uns im gleichen Hotel wie bei der Anreise ein und wurden vom umtriebigen Hotelbesitzer herzlich empfangen. Wir hatten nun einige Tage Zeit, den Bremi versandbereit zu machen und wollten auch die Einspritzanlage bei Iveco in Buenos Aires richten lassen. Aber im Karneval sperren die großen Betriebe einfach ein paar Tage zu und wir mussten unverrichteter Dinge nach Zarate zurückkehren. Wird sich erst in Hamburg bei Iveco beheben lassen…

 

Dann verlief aber alles planmäßig: Der Bremi wurde im Hafen abgeliefert, nachdem wir zuvor in Buenos Aires bei Grimaldi die Hafengebühren „geblecht“ hatten (nennt sich auf Spanisch „plata, plata“). In Buenos Aires verbrachten wir zwei versöhnliche Tage in der Spätsommersonne und 35° C. Beim Gedanken an Europa fing es uns aber schon zu frösteln an…

 

Hasta luego amigos! See U later in Oz and Asia!

 

 

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Mi

30

Jan

2013

Schroederstrasse und zurück an die Strände Santa Catarinas (14.-30.1.2013)

Wie angekündigt sind wir der Einladung einer sehr lieben Familie aus Schroeder, einer deutschen Siedlung ca. 70 km südwestlich von Joinville gefolgt. Helena kommt aus einer großen deutschen Familie, Valenci ist Nachfahre italienischer Einwanderer und deren Tochter, Heluisa, haben uns unglaublich verwöhnt. Ein paar Tage länger bei ihnen und wir wären zum Rollen gewesen…. 

 

 

Wir hatten sehr interessante Gespräche über Anfänge der Siedlung und wie die Arbeit damals verrichtet wurde. Bis heute hat sich die Liebe und das Wissen um die Zusammenhänge der Natur in dieser Regenwaldgegend bei vielen erhalten. Wir erfuhren, wie heute die 2. Und 3. Generation der Einwanderer dort lebt. Vom Fabrikarbeiter bis zum Obstbauern bzw. Schnapsbrenner, oder Frächter und Staatsangestellten ist alles dabei. Gleichzeitig waren alle sehr interessiert an Europa und unserem Leben dort. Wir führten einen regen Austausch, an dem wir alle große Freude und Interesse hatten.

Einige Nachbarn kamen einfach vorbei um die „Fremdlinge“ zu begrüßen und hörten eine Weile zu. So haben wir die ganze Seitenstraße wenigstens auf ein „Hoi“ kennengelernt und in viele liebe Augen geblickt.

 

Helena hat uns zu ihrem Bruder geführt, der vom Vater das Schnapsbrennhandwerk übernommen hat und neben Zuckerrohr auch Bananen und Süßkartoffel und allerlei geheimnisvolle Bäume und Kräuter mit seiner Frau anbaut. Von ihm wurden wir in die Kunst des Schnapsbrennens aus Zuckerrohr eingeweiht. Wir haben auch vom Maracujaschaum und der leckeren selbstgemachten Zuckerrohrmelasse gekostet. Es war einfach köstlich! Verabschiedet wurden wir mit Kostproben ihrer Süßkartoffel, einer Staude Bananen und vielen Maracujas. Diese Sorte ist sauer, entwickelt aber mit Zucker ihr fantastisches Aroma. Wieder haben wir intensive Gespräche über unsere so verschiedenen Leben geführt und eine wiederholte Einladung haben wir auch schon in der Tasche….

 

Zwei Tage sind schnell vorbei und nach der „Stadtführung“ und einer ausgiebigen Jause, bei der uns Helena wieder mit ihren wundervollen Kochkünsten verwöhnt hat, haben wir uns langsam auf den Weg gemacht. So einfach war das aber nicht. Vorher haben wir noch all die leckeren Geschenke im Bremi verstauen müssen. Wenn wir alles gegessen haben, wird uns keiner mehr kennen J

Vielleicht gibt es ein Wiedersehen mit unseren lieben Gastgebern, wer weiß, was unsere Zukunft bringt. Wir würden uns sehr freuen!!!!!

 

Als Ausgleich dafür, dass wir hier nicht so viele landschaftliche Höhepunkte und Unterschiede wie in Argentinien oder Bolivien, vom Tief- ins Hochland haben, ließen wir uns etwas einfallen. Wir betrieben Insekten- und Insektenstichkunde. Es reicht schon, wenn man sich zur Dämmerung ohne Insektenschutz draußen hinstellt und es kommen jede Menge Tierchen vorbei und kosten mal.

Einer unserer Höhepunkte bisher waren „Baracudas“. Das sind Moskitos, die im Gras lauern. Du musst nur die richtige Zeit erwischen und sie finden Dich. Werden ihrem Namen sehr getreu und fallen, wie Baracudas eben, zu Dutzenden über deine Beine her. An diesen Stichen konnten wir wunderbar studieren, wie sehr sie sich von den gewöhnlichen Gelsenstichen unterscheiden. Sie sind viel schmerzhafter, gleich beim Stich. Wird gekratzt, blühen sie regelrecht auf, und sie halten viel länger an. Phantastisch!

Dann gibt es noch die winzigen kleinen Mücken, die es vor der Dämmerung geben kann. Die müssen auch irgendwo vom Boden kommen und nachdem sie uns entdeckt haben, war klar: wir sind „Frischblut“ für sie und von so kleinen haben ja viel mehr auf unseren Fesseln, auf dem ganzen Unterschenkel und von dort auf der kratzenden Hand usw. Platz. Das war ein wirkliches Highlight und wir hatten noch nächtelang Freude daran.

 

Aber nun zurück zu den Stränden Santa Catarinas. 140 km weiter südöstlich von Schröder, der Küste entlang, fanden wir unseren nächsten Strand. Erstaunlicher Weise mal fast gänzlich ohne Gelsen. Man muss es ihnen nur richtig rein sagen! Dafür gab es in Bombhinas und Governador Celco Ramos schöne weiße Sandstrände und die Wellen waren gerade richtig: Nicht zu wild und nicht gar zu adriamäßig. Das abwechslungsreiche Wetter hat dafür gesorgt, dass es keine Minute langweilig war. Sonne mit Sturmböen, starkes Gewitter mit Sturmböen, die einigen Zeltcampern ihre Schutzplanen durch die Luft gewirbelt haben. Stilles Meer mit sanfter Brise und wieder Sonne mit und ohne Sturmböen. Der Wind trieb die Wolken je nach Höhenlage von links nach rechts und umgekehrt. Markise raus, Markise rein, Soviel Abwechslung hätten wir gar nicht gebraucht! Sonne mit einer sanften Brise hätte uns schon gereicht. Mit Boccia-Partien und Beach-Ball-Sessions wird uns ja sowieso nie langweilig. Apropos Boccia: Es gibt hier auf den meisten Camping-Plätzen richtige Boccia-Bahnen, sogar beleuchtet, wo man mit den großen Kugeln herrliche Partien auch am Abend spielen kann.

 

Liebe Leserschar, wir sind hier im Atlantischen Regenwald. Habt Ihr auch keine Ahnung, was das bedeuten soll? Wir hatten auch keine. Michael hat diesen Ausdruck erst vor kurzem gelesen und schön langsam ahnen wir was das heißt: Jeden Tag wenigstens einen Regenguss, begleitet von sehr abwechslungsreichem Wetter! Ach ja, und wir sind jetzt draufgekommen, dass es im südbrasilianischen Sommer, eben Dezember bis Februar, am häufigsten regnet. Na toll! Aber es ist immerhin immer warm und das feuchte Klima ist gut für die Haut…. So lernt man beim Reisen etwas dazu!

 

Wir haben außerdem unsere Spanischkenntnisse gewaltig verbessert. Wenn wir versuchen brasilianisch zu sprechen, glauben manche, dass wir Argentinier sind, weil unser „Kastellan“ so gut klingt. Tatsächlich sprechen wir nun eine Art portugiesisch-spanischen Kauderwelsch, kommen aber ganz gut damit durch, weil es hier ja auch viele argentinische Urlauber gibt.

 

Mit all diesem Wissen klappern nun wir noch einige Strände entlang der dramatischen Atlantikküste mit ihrem „wunderbaren“ Regenwald ab. Die Küste Santa Catarinas ist sehr variantenreich: Große, bergige Halbinseln und Inseln mit unzähligen Sandbuchten laden zum Verweilen ein. Wir halten uns immer an die Tipps von Brasilianern und finden so meistens die schönsten Campingplätze. Lediglich auf der Ilha do Santa Catarina hatten wir Pech, weil zwei Campingplätze geschlossen waren und der verbliebene nur an einer Lagune lag. So verließen wir das „vielgerühmte Paradies“ bereits nach einem Tag wieder und waren auch froh, Florianopolis den Rücken kehren zu können. Großstadttrubel ist einfach unser Ding nicht …

 

Noch ein paar Bemerkungen zu den brasilianischen Campingplätzen: Von Montag bis Freitag lässt es sich dort recht beschaulich leben, doch spätestens am Samstagmorgen ändert sich die Lage total. Menschenmassen drängen an den Strand, die Campingplätze füllen sich in Windeseile leider auch mit Leuten, die am Wochenende richtig die „Sau“ rauslassen wollen. Riesige Lautsprecher sind in den Kofferräumen montiert und der Strand bzw. der Campingplatz wird damit beschallt. Wenn man Pech hat, steht man genau neben so einer Truppe und hat Schwierigkeiten sich mit seiner Liebsten zu unterhalten. Es bleibt einem eigentlich nur die Flucht, weil die Ohropax den Bass-Sound nicht wegfiltern können, der geht direkt in die Magengrube oder verändert sogar die Herzfrequenz … Diese Erfahrungen haben daher auch unsere Reiseroute beeinflusst: An Wochenenden suchen wir seitdem irgendwelche Ziele in den Bergen, weit weg vom Strand!

 

Jetzt bleiben uns noch gut 2 Wochen bis wir unsere Südamerika-Runde endgültig beenden werden. Wir werden noch einige Strände, berühmte Wasserfälle und Canyons besuchen – aber davon im nächsten und auch letzten Bericht von Südamerika.

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Mo

14

Jan

2013

Von den Donauschwaben zur Atlantikküste (3.1. - 13.1. 2013)

Gemäß unserem Plan sind wir von Dreizehnlinden aus wieder nordwärts in den Bundesstaat Paraná gefahren. Wir wollten dort ja das österreichische Ehepaar besuchen, das wir zu Weihnachten in Gramado kennengelernt hatten. Die uns so viel von ihrer Landwirtschaft in der Ebene erzählt hatten. Als wir dann dort waren, war alles anders, als wir dachten.

Heli und Florian sind Donauschwaben, deren Familien nach dem Krieg von Jugoslawien nach Österreich flüchten mussten. Die beiden sind in Österreich geboren, fühlen sich aber eher als Donauschwaben. Das ist eine sehr umfassende Gemeinschaft, die ursprünglich aus Ulm kommend einige Male von ihrem Besitz vertrieben wurde und bei „null“ anfangen musste. Donauschwaben sind in der ganzen Welt verstreut. Sie haben ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl und es gibt immer Treffen mit anderen bei großen Festen um ihre Traditionen zu pflegen und ihre Vergangenheit auch den jungen Donauschwaben zu vermitteln. Deutsch wird in fast jeder Familie in Entre Rios gesprochen.

 

Die Ebene war zwar eine Ebene, aber keine Tiefebene, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die großen landwirtschaftlichen Flächen der Donauschwaben, die gleichzeitig auch die Kornkammer Brasiliens sind, liegen um 1.000m herum. Aber ab jetzt stimmt wieder alles!

 

Die zwei haben sich sehr über unseren überraschenden Besuch gefreut und uns nach Strich und Faden verwöhnt. Wir wurden fast wie Familienmitglieder behandelt und in den fünf Dörfern aus denen die Siedlung besteht herumgeführt. In intensiven Gesprächen haben sie uns über die Anfänge in der Siedlung erzählt. Beide waren sechs Jahre als sie von Österreich aus mit Hilfe von Österreichischen und Schweizer Organisationen hierher gebracht wurden. Im Jänner 2012 wurde mit einem großen Fest der 60ste Jahrestag der Siedlungsgründung in Paraná gedacht. Zu diesem Anlass wurde ein wunderbar gestaltetes Heimatmuseum errichtet. Wir haben uns dort näher in die wechselhafte Geschichte der Donauschwaben einführen lassen.

 

Auf ihren Feldern wird Weizen, Mais, Gerste und Soja angebaut. Nachdem abwechselnd angebaut werden kann, gibt es zwei Ernten im Jahr. Soja ist eher per Zufall so ein Renner geworden. Es wurde zu Beginn als Gründüngung angebaut. Jetzt ist es die gewinnbringendste Feldfrucht geworden.

Wir haben ausnahmsweise eine Privatführung in der größten Malzfabrik Brasiliens bekommen und sind sogar bis in das Büro des Präsidenten der alles dominierenden Agrargenossenschaft „Agraria“ vorgedrungen. Hier verarbeiten sie ihre Gerste selbst und exportieren das Gerstenmalz in ganz Brasilien. Wir hatten das Gefühl im sterilen Deutschland zu sein! Durch Fleiß und ständigen Zukauf von Ackerflächen sind die meisten Donauschwaben hier richtig reich geworden, ihre Wohnhäuser sind keine Bauernhäuser sondern ähneln eher denen in wohlhabenden US-amerikanischen Vorstädten. Welch ein Kontrast zu den normalen Brasilianischen Ortschaften!

 

Nach ein paar Tagen Familienanschluss auf einer Hochebene hat es uns ans Meer gezogen. Mit vielen guten Wünschen und Tipps für die schönsten Strände sind wir den warmen Stränden entgegen gezogen.

 

Südwärts im Bundesstaat Santa Catarina haben wir unseren ersten Strand gefunden. Wir wurden von vielen Seiten von den brasilianischen Stränden gewarnt. Vorsicht vor Dieben und es dröhnt aus jedem Auto ohrenbetäubende Musik, an die uns wir Europäer nicht gewöhnen können. Wir waren schon ganz schön gespannt, was wir nun für einen schönen Strand mit warmem Meer in Kauf nehmen müssen, bzw. wie lange wir das Höllengetöse und schlaflose Nächte aushalten würden.

Es war wieder ganz anders. Die erste Nacht, es war während der Woche, haben wir wie die Engel durchgeschlummert. Am Tag war es auch nicht allzu laut, keine offenen Kofferräume aus denen die Boxen irre laute Musik tönen. Kurz gesagt, es war bisher an allen Stränden viel ruhiger als wir befürchtet haben!

 

Der erste Strand bzw. Ort hieß witzigerweise Ubatuba und befand sich auf der Ilha do San Francisco im Norden vom Bundesstaat Santa Catarina. Wir hatten uns schon vorsorglich mit GPS-Koordinaten von verschiedenen Campings versehen, letztlich kam dann nur eines in Frage, weil die anderen entweder zu klein für Womos oder voll waren. Wie immer, wenn wir in einen Campingplatz fuhren, wurden wir sofort von neugierigen Brasilianern umringt, die diesmal aber nur portugiesisch sprachen, was das Frage-Antwort-Spiel schon etwas mühsam machte. Aber irgendwie geht es immer mit der Verständigung, und sei es mit Händen und Füßen! Unser Auto wurde inzwischen schon unzählige Male fotografiert, das Interesse an dem Exoten ist riesig, vielleicht sollte Bremach eine Lizenzproduktion in Brasilien eröffnen …

 

Der Strand war ideal zum Angewöhnen an brasilianische Gewässer: Eine milde Brandung ließ selbst Gerti etwas mit den Wellen spielen. Es gab eine nette Strandstraße, gesäumt von Läden und Restaurants, wie in Südeuropa. Es war Hochsaison, alle Lokale waren voll, die Leute flanierten entspannt auf den Straßen. Wir fühlten uns sehr sicher und genossen das Urlaubsfeeling.

 

Ein paar Einsichten zum Wetter: Es ist hier jeden Tag anders und selbst am selben Tag ändert es sich oft mehrmals. Herrschte gerade noch Sonnenschein, kann es in der nächsten Stunde schon tröpfeln und umgekehrt. Das hat zur Folge, dass die brasilianischen Urlauber überhaupt nicht vom Wetter beeindruckt sind. Sie gehen bei jedem Wetter an den Strand, es ist ja warm! War anfangs etwas gewöhnungsbedürftig für uns, aber inzwischen haben wir uns diesem Lebensstil angepasst.

 

Nach dem ersten Strandkontakt fuhren wir weiter südlich mit einem Umweg ins Landesinnere. Wir besuchten das „Deutscheste Dorf in Brasilien“ – so die Eigenwerbung – namens Pomerode. Und wirklich sind hier noch zahlreiche norddeutsche Fachwerkhäuser aus der ersten Besiedlungzeit im 19. Jahrhundert erhalten geblieben. Außerdem feiern die Pomeroder jedes Jahr vier landesweit bekannte Feste, wobei das Deutschtum hochgehalten wird. Das Deutschtum wirkt sich jedoch auch in einer gewissen Ignoranz für Fremde aus, es war der einzige Ort, wo wir als Reisende selten von Einheimischen angesprochen wurden! Aber ein brasilianischer Wachmann zeigte an uns Interesse, und wir konnten ein Pläuschchen auf Portugiesisch führen. Dafür konnten wir ungestört, sogar bewacht, am Parkplatz des Kulturhauses übernachten.

 

Dann hatten wir von der Deutschtümelei genug, ließen das für sein Oktoberfest berühmte Blumenau links liegen und zogen wieder an den Strand. Na ja, beim ersten Ort verstellen die Hochhäuser den Blick auf den Strand, bzw. was davon übrig ist. Camboriu ist bekannt als das Rio für arme Leute und berühmt für sein Nachtleben. Hochhausschluchten sind unsere Sache nicht, zum Glück beginnt dahinter aber gleich eine dramatische Küstenstraße, die immer wieder zu interessanten Sandbuchten mit glasklarem Wasser führt. An so einer Bucht schlugen wir unsere Zelte auf und wurden sogleich am Campground wieder von freundlichen Brasilianern adopiert! Schade, dass wir Vegetarier sind (zumindest Michael, Gerti zeitweise), sonst wären wir dort ständig mit allem möglichen Getier aus dem Meer gefüttert worden. Der Strand hatte herrlichen goldenen Sand zu bieten, aber auch eine gewaltige Brandung, die Schwimmen unmöglich machte. Lediglich ein Kampf mit den Wellen war für Michael möglich. Dafür konnten wir uns mit Boccia-Partien vergnügen.

 

Da das Internet zeitweise sehr gut funktionierte, konnten wir endlich die Schiffspassage für den Bremi fixieren. Wir haben es jetzt optimal gebucht: Bremi-Abgabe in Zarate am 16. 2. Und Flug von Buenos Aires nach Australien am 19. 2. Wir sind also nicht gezwungen, die Zeit bis zum Flug zu lange in irgendeinem Hotel abzusitzen …

 

Weiter geht die Reise der Küste Santa Catarinas entlang, unterbrochen von einer herzlichen Einladung, die wir einfach annehmen mussten und die uns noch einmal ins Landesinnere führte …

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Di

01

Jan

2013

Südbrasilien Landesinnere (21.12. - 2.1. 2013

Die Einreise nach Brasilien verlief ohne Probleme und wir fuhren in einiger Entfernung einer riesigen Lagune entlang. Die Landschaft ähnelte noch sehr der Uruguays. Vorerst also nichts Neues für uns. Keine Samba tanzenden Schönheiten im knappen Carnevalsbikini. Das ist hier noch nicht die Gegend dafür. Welche Leute sich den Südzipfel Brasiliens ausgesucht haben, sollten wir bald erfahren.

In Ermangelung eines Campingplatzes haben wir unsere erste Nacht sicher auf einer 24 Stunden Tankstelle zwischen Lastwagen verbracht und uns dort mit einem leckeren Frühstück gestärkt. Das haben wir auch wahrlich gebraucht, weil es an diesem Tag nicht mehr viel zu Essen für uns geben sollte.

Wir waren gut eine Stunde gefahren, da hat Michael einen Leistungsabfall des Bremi bemerkt. Bei der nächsten Gelegenheit ist er stehen geblieben und hat nach seinem besten Wissen alles Mögliche geprüft, nachdem wir zuvor mit unserem Bremi-Experten in Österreich telefoniert hatten. Es stellte sich heraus, dass eine Düse der Einspritzpumpe nicht arbeitete. Zum Glück war eine Lastwagengarage in der Nähe und so sind wir mit „Traktorklängen“ dort angekommen. Der Chefe und Mechaniker zugleich hat sein Bestes gegeben und ist im wahrsten Sinne des Wortes in den Motorraum gekrochen. Trotz der ungewissen Situation hat sich Gerti heimlich amüsiert, als der ca. 1,50m kleine Mechaniker ständig auf den Bremi gehüpft und wieder und wieder im Motorraum verschwunden ist, mit immer neuen Ideen und Werkzeug. Leider hat sich die Lösung nie gefunden, im Gegenteil auf einmal ging gar nichts mehr!!!

 

Der nächste Tag war Samstag vor Weihnachten und wir haben uns schon über die Feiertage bei der Werkstätte stehen sehen. Der Mechaniker und Chefe in einem, Alex, war aber sehr bemüht und liebenswürdig und hat mit Iveco im 100 km entfernten Pelotas telefoniert und organisiert, dass wir noch am Freitagabend (genau gesagt wurde es 20.00 Uhr) dorthin kommen konnten und am nächsten Tag der Bremi drangenommen wurde. Nun hieß es wieder 100 km zurück fahren.

Alex hat einen lokalen Abschleppdienst organisiert der auch bald eintraf. Das war eine unglaubliche „Mühle“! Nur mit großer Mühe schaffte es die Seilwinde des Lasters den Bremi raufzuziehen. Einmal hat es den Laster vorne sogar hochgehoben. Am Ende stand der Bremi etwas nach rechts geneigt drauf und hat bei jeder Unebenheit besorgniserregend geschwankt. Aus lauter Sorge um den Bremi (wir haben tatsächlich befürchtet, dass der Bremi und mit ihm der ganze Laster nach rechts kippen könnten) haben wir beide vergessen von dieser unvergesslichen Situation Fotos zu machen.

Gaaanz langsam und mit gefühlten 10 Mal Kühlwasser in unseren „ÖAMTC-Abschleppwagen“ nachzufüllen sind wir tatsächlich alle heil bei der Iveco Niederlassung in Pelotas eingetroffen.

 

Dort wurden wir bereits erwartet und freundlich empfangen. Wir hatten das Gefühl: „Jetzt wird alles gut!“. Ein englisch sprechender Mitarbeiter hat uns einen Platz zum Übernachten zugewiesen und uns sogar Sanitäreinrichtungen gezeigt. Der Platz war von einem Zaun umgeben und 24 Stunden bewacht. Es wurde uns zugesichert, dass am nächsten Tag (Samstag!) um 08.00 Uhr mit der Reparatur begonnen würde! Und so war es auch: Gleich drei bis vier Mechaniker haben sich das unbekannte Fahrzeug vorgeknöpft. Wieder war eine Angestellte mit guten Englischkenntnissen, um die Probleme „ausdeutschen“ zu können, dabei. Der Bremi wurde in die Werkstatt geschoben, wir mit unserem Laptop in die gemütliche Verkaufshalle der Iveco Niederlassung geführt und die Fachleute haben mit der Arbeit begonnen. Wir sahen uns wieder über die Weihnachtsfeiertage hier bei IVECO stehen, das hat uns aber schon wesentlich besser gefallen, als bei der kleinen Werkstatt am Straßenrand.

 

Es wurde nichts mit dem Fullservice Campingplatz! Kurz nach Mittag wurde der Mitarbeiter, der uns immer auf dem Laufenden gehalten hat, noch lebendiger und machte uns die freudige Mitteilung: Der Bremi ist wieder tipp top fahrbereit. Wir hatten Glück und die Befürchtung, dass die Einspritzpumpe kaputt war hat sich nicht bestätigt. Alle Düsen der Einspritzpumpe waren total verstopft und wurden gereinigt und einige Kleinteile ausgetauscht. Der schlechte Diesel in Südamerika hatte seinen Tribut gefordert! Wir waren selig und mit den besten Wünschen der Mitarbeiter sind wir wieder losgezogen.

 

Wir hatten uns in Brasilien noch gar nicht richtig organisiert. Wir mussten noch Geld beheben und neue Vorräte einkaufen. Hier war ja unser gelobtes Land für leckeres Essen und Üppigkeit in jeder Hinsicht. So sind wir in die Innenstadt von Pelotas gefahren und haben gleich gesehen, welch entzückende kleine Bauten und wundervolle Prachtbauten noch aus der Zeit der Portugiesen hier waren – großteils liebevoll renoviert und in moderne Fassaden integriert. Das hat uns sehr positiv überrascht, weil wir von dieser Stadt nicht viel wussten und uns auch nichts Besonderes erwartet hatten. Also kurze Stadtbesichtigung, einkaufen, Mittagessen und los ging´s. Wieder die 100 km nordwärts, die wir bereits bestens kannten.

 

Diesmal wollten wir in ein ruhiges „Bergdorf“, dass laut Reiseführer einen Hauch von Schweizer Alpen haben sollte. Wir haben geplant die Weihnachtsfeiertage abseits des Trubels, der am Meer überall vorherrschen soll, zu verbringen. Wir sind ins Landesinnere gefahren, wo erst sanfte Hügel und dann tatsächlich fast Serpentinen auf ca. 800 m führten. Durch einen unfreiwilligen Umweg sind wir erst gegen 22.00H in unserem Ort - Gramado angekommen. Wir haben uns bei der Fahrt hierher etwas über den starken Verkehr gewundert. Nachdem aber überall „Romantikstraße“ steht, dachten wir, dass am Samstag eben viele diese Straße fahren, weil sie für Brasilien schon ungewöhnlich kurvig und gebirgig ist. Der Verkehr wurde aber immer dichter, bis fast nichts mehr ging. Das war also das ruhige Bergdorf in dem wir Weihnachten verbringen wollten!!!! Dann sahen wir was hier los war: „WEIHNACHTEN – KITSCH AS KITSCH CAN“!!! Wir waren in der Hölle bzw. im Zentrum des brasilianischen Weihnachtsrummels gelandet. Aufhauser vom Dorf der Tiere würde vor Neid erblassen. Die ganze Stadt war so voll von Weihnachtsdekoration, wie es sie in Europa sicher nirgendwo gibt! Es gibt tagelang Veranstaltungen mit Umzügen und aufgebauten Tribünen in der Stadt. Man Bedenke: Hier hat es zwischen 20°C und 30°C!!! Alles spielt sich im Freien ab. Alle paar Meter grüßte uns der „Pelznikl“. Santa Claus wird hier so genannt. Nachdem der Stau endlos schien und wir hundemüde waren, beschlossen wir, einfach am Straßenrand stehen zu bleiben und hier zu schlafen. Es ist schon schön, wenn man sein Heim gleich dabei hat J War aber eine mutige Aktion, weil in Brasilien „wilde“ Übernachtungen aus Sicherheitsgründen nicht empfohlen sind. Jedoch hier in den Bergen schien die Situation für uns sicher zu sein.

Hundertschaften von Bussen werden täglich herangekarrt. Wir haben den Nachrichten später entnommen, dass in Gramado zu den 30.000 Einwohnern während der Feiertage noch bis zu 1 Mio. Besucher erwartet wurden. Alle Hotels sind voll, auch unser Campingplatz. Der einzige übrigens, den es hier gibt. Die Besitzerin sagte: „fechado - voll“, deutet uns aber mit einer Geste etwas zu warten.

 

Dann führte sie uns in den Campingplatz zu zwei Familien. Fragte sie auf Portugiesisch: „ Ihr könnt doch Englisch oder Deutsch, können die zwei noch hier stehen?“ Und dann ging es los mit der brasilianischen Gastfreundschaft! Ein Auto wird zur Seite gefahren. Einige Leute kommen gleich zu uns und sprechen uns auf Deutsch an. Alle interessieren sich für uns und unsere Reise in Südamerika. Ständig wird der Bremi fotografiert und kaum strecken wir den Hals aus der Kabine, wartet schon der nächste Gesprächspartner auf uns. Sprachprobleme gibt es nicht – wir sind überwältigt und am Ende des Tages auch ganz schön fertig ob dieses herzlichen Empfanges. Es bleibt ja nicht beim Reden, nein auch zum Essen und Trinken werden immer wieder eingeladen. Wir erfahren, dass sehr viele Südbrasilianer deutsche Wurzeln haben und deshalb auch einen eigenartigen deutschen Dialekt sprechen. Von wegen Samba und schokobraune Strandschönheiten! Hier im Süden schauen die Menschen eher aus wie bei uns und aus den Lautsprechern dröhnt volkstümliche Musik mit Ziehharmonikas und Bläsern.

 

Ganz besonders berührend für uns war das Treffen mit zwei österreichischen Auswanderern, die in den fünfziger Jahren in Südbrasilien eine Österreichische Kolonie mitgegründet hatten, die mittlerweile aus 5 Dörfern besteht. Die entbehrungsreichen ersten Pionierjahre wurden später durch großen Wohlstand belohnt. Die Österreicher sind jetzt reiche Großbauern, die ihre Ackerflächen durch Zukäufe noch gewaltig ausdehnen konnten. Heute sind zwei, manchmal sogar drei Ernten pro Jahr machbar. Ermöglicht wurde dieses Wunder großteils mit Finanzierungshilfen aus der Schweiz. Durch diesen Kontakt erfuhren wir auch von anderen Österreichern, die hier Kolonien gegründet hatten und wovon in keinem Reiseführer etwas zu lesen war.

 

Es gibt im Bundesstaat Santa Catarina ein Dorf namens 13 Linden (Treze Tilias), welches von Österreichern vor allem aus Tirol in den 30er Jahren gegründet wurde. Diese Geschichte hatte es uns besonders angetan, sie wäre perfekt für eine Verfilmung geeignet! Wir beschlossen, die weite Reise dorthin zu unternehmen, weil die Strände zwischen Weihnachten und Neujahr überall überfüllt sein sollen und uns außerdem eine Schlechtwetterzone eingeholt hatte.

 

Die Gegend um die Dreizehnlinden wurde in der Zeit von 1934 bis 1937 von mehreren Einwanderungsgruppen mehrheitlich aus Tirol, Vorarlberg und sogar Salzburg besiedelt. Es gab dort noch reinen Urwald und die Leute mussten echte Pionierarbeit vollbringen, um überhaupt überleben zu können. Angeführt wurden die Tiroler vom charismatischen Andreas Thaler, der zuvor österreichischer Landwirtschaftsminister gewesen war, und seine guten politischen Kontakte in Brasilien nutzen konnte. Thaler sondierte bei mehreren Reisen durch Südamerika verschiedene Plätze für die Koloniegründung. Schließlich viel seine Wahl auf diese Gegend, weil das Klima hier noch eher gemäßigt ist und die Hügel etwas an Österreich erinnern. Außerdem gab es hier kaum Kindersterblichkeit, was er als geringes Risiko für tropische Krankheiten wertete. Thaler plante hier eine viel größere österreichische Kolonie aufzubauen, aber der zweite Weltkrieg zerstörte diese Pläne.

 

Heute ist Dreizehnlinden eine gemischt österreichisch-italiensch-deutsch-brasilianische Siedlung mit wachsendem brasilianischen Anteil. Dadurch liefen uns da und dort auch schon echte brasilianische Schönheiten über den Weg, oder waren sie auch nur Touristen wie wir?

Das Tirolertum wird jedoch hochgehalten, alle Hotels sind im Tiroler Stil gebaut mit den typischen Balkonblumen. Die Österreichische Kultur wird ebenfalls gepflegt, die Nachkommen sprechen noch großteils Deutsch. Es gibt sogar ein Österreichisches Konsulat, weil die meisten österreich-brasilianische Doppelstaatsbürger sind und hier tatsächlich an den Wahlen in Österreich teilnehmen können. Das Museum der Gemeinde ist in der ehemaligen „Residenz“ von Andreas Thaler angesiedelt und gibt einen umfassenden Einblick in die interessante Geschichte des Dorfes. Nicht zuletzt erwähnen möchten wir das Restaurant Bierbaum, der gleichnamigen Familie, mit angeschlossener Brauerei. In dieser Institution konnten wir herrliche Österreichische Gerichte genießen und auch die Pizzas kamen aus einem echten Holzofen. Die Biere sind ebenfalls sensationell und wir konnten dort auch einen der seltenen WIFI-Hotspots Brasiliens nutzen. Wegen seiner „Exotik“ ist das Lokal bei den Brasilianern ein Hit und wird an den Feiertagen regelrecht gestürmt.

 

Durch die anregenden Gespräche mit unseren Österreichischen Einwanderern auf den Geschmack gekommen, änderten wir nun unsere geplante Route weg vom Meer, weiter ins Landesinnere und fuhren kurz vor Sylvester nach Dreizehnlinden. Wir verbrachten hier Sylvester mit einer Österreichischen-Volksmusi-Combo und einem brillanten Feuerwerk bei 22°C am Dorfplatz mit tausenden Menschen auch aus den Umlandgemeinden und sogar einigen Touristen aus Rio.

 

Nächstes Ziel unserer Reise zu Österreichern in Brasilien werden die Gemeinden im Bundesstaat Parana sein, ehe wir dann endlich zu den Stränden gelangen werden.

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Fr

21

Sep

2012

Eintauchen in die faszinierende Tierwelt Brasiliens

 

Wir sind nun 10 Tage in Brasilien unterwegs und haben mehr als 1000 Km abgespult. Die Fahrten verliefen durchwegs angenehm. Die Brasilianer sind gute rücksichtsvolle Auto- und vor allem LKW-Fahrer. Wir haben auch schon etwas Pistenerfahrung gesammelt: Bei trockenen Verhältnissen kein Problem zu vermelden, aber nun fängt es auch in diesem westlichen Teil von Brasilien langsam zu regnen an und die Pisten könnten zur Schlammschlacht mutieren. .. 

Nach den Fällen von Iguacu war unser nächstes Highlight das Städtchen Bonito mit seinen klaren Flüssen in der Umgebung. Man stelle sich vor: Glasklare tropische Flüsse mit 25°, in denen man herrlich mit zahllosen kleinen und größeren Fischen schwimmen und und sich vom Wasser tragen lassen kann. Ganz ohne Piranhas und ohne Caimane aber dafür mit überwältigener Tier- und Vogelwelt (Tukane, Riesenameisenbär, Papageien, Kapuzineraffen). … Wer es nicht glaubt, muss selber kommen!!!

 

Weiter ging es nach ein paar Tagen ins Pantanal, dem größten temporären Überschwemmungsland der Welt. Hier haben wir uns bei einer Pousada, das eigentlich eine auf Safaris spezialisierte Farm ist, einquartiert. Bei einer morgendlichen Flussfahrt durften wir viel von der reichen Tierwelt kennenlernen. Diese Flüsse sind absolut nicht zum Schwimmen geeignet: Piranhas und Caimane sind stets hungrig und knappern sich sorgar gegenseitig an. Hier sahen wir die schönsten Aras bisher und der Jaguar schlich heimlich nächtens um unser Auto. Deshalb gibt es nur ein Foto von den Spuren im Sand. ..

 

Beide sind wir wohlauf und schon gut an das Zigeunerleben angepasst. Der Mate-Tee ist ein ständiger Begleiter geworden, besonders gut schmeckt er durch die Bombilla gesaugt, einem metallenem Trinkrohr mit Sieb am Ende. Das Portugiesisch kommt uns sehr „spanisch“ vor, wir freuen uns schon auf die anderen Länder Südamerikas. Wir gehen meistens mit den Hühnern ins Bett, vergnügen uns dann einige Stunden mit der Hitze und ein paar Moskitos, die den Weg durch die Netze geschafft haben und stehen morgens mit Brüllaffen-Geheul bei Dämmerung auf. Ein ganz einfaches und doch so reiches Leben ...

 

Wir haben uns mit einem französischen Paar zusammengetan, weil diese bis ins bolivianische Tiefland die gleiche Reiseroute haben. Die Franzosen sind immer ein bisschen verrückter als wir, was uns auch Mut macht, gefährlichere Situationen zu meistern. Außerdem ist es sehr angenehm mit einem erfahrenen Reisepartner unterwegs zu sein und es macht viele Dinge einfacher.

 

Morgen werden wir den Grenzübertritt nach Bolivien bewältigen: Wir kommen durch das Tiefland in ein paar Tagen nach Santa Cruz. Im Tiefland hoffen wir Menoniten zu treffen, das sind ehemalige deutsche Auswanderer, die ihren strengen Glaubensgrundsätzen seit Jahrhunderten treu sind. Sie sprechen auch immer noch Deutsch. Der Grund warum wir uns auf diese freuen ist jedoch ein profaner: Sie sollen herrliche Milchprodukte herstellen, speziell Michael vermisst herzhaften Käse seit wir in Südamerika sind.

 

Hasta luego amigos!

Bilder von Brasiliens Südwesten

Mate-Tee Zeremonie at home
Mate-Tee Zeremonie at home
Nandus - südamerikanische Strauße auf dem Weg nach Bonito
Nandus - südamerikanische Strauße auf dem Weg nach Bonito
Kapuzineräffchen in  Bonito
Kapuzineräffchen in Bonito
Papagei beim Abendessen in Bonito
Papagei beim Abendessen in Bonito
Jaguarspur im Pantanal
Jaguarspur im Pantanal
Einer von 100.000en
Einer von 100.000en
Tucan, das Wappentier des Pantanal
Tucan, das Wappentier des Pantanal
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Do

13

Sep

2012

Bom Dia Brasil

Haben heute den Grenzübertritt nach Brasilien mit Hilfe der freundlichen brasilianischen Zöllner problemlos geschafft. Gestern waren wir bei den unglaublich beeindruckenden Iguazu-Fällen auf argentinischer Seite und morgen sehen wir uns die Fälle von der brasilianischen Seite an.

 

Wir sind einen ganzen Tag dort herumgewandert - von „Fall zu Fall“ - und wurden durch den ionisierten Sprühnebel belebt. Wir haben jetzt die berühmtesten Wasserfälle der Welt mit Niagara, Victoria und eben Iguazu gesehen, Iguazu schlägt sie alle: Die Lage im Dschungel, die verschiedenen Kaskaden und die tollen Wege mit fantastischen Blickwinkeln, die Möglichkeiten mit Bootsfahrten, Rundflügen und Dschungeltrips sind wohl einzigartig. Abgerundet durch eine sensationelle Schmetterling- und Vogelwelt.

 

Der erste Eindruck von Brasilien ist äußerst positiv – sehr nette Leute, super gutes Essen (im Gegensatz zu Argentinien auch für Michael) und nicht teurer als in Argentinien.

 

Chau amigos!

 

Einige Bilder von diesen Tagen

Happy bei den Cataratas do Iguacu
Happy bei den Cataratas do Iguacu
Schmetterlinge wie sonst nirgendwo
Schmetterlinge wie sonst nirgendwo
Vögel zum "Totknipsen"
Vögel zum "Totknipsen"
Traveler friends from Germany
Traveler friends from Germany
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